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Rausgeschmissene Pegida-Ikone: Tatjana Festerling Foto: dpa/pa

Gestolpert über den Bilderberg

Tatjana Festerling kann die nächste Station ihrer politischen Odyssee abhaken. Einst war sie Mitbegründerin der AfD in Hamburg, dann bei den Kölner „Hooligans gegen Salafisten“, nun schien sie bei Pegida ihre strammdeutsche Heimat gefunden zu haben. Schnell stieg sie neben Lutz Bachmann zur Frontfrau auf und erreichte als Kandidatin der „Bewegung“ zur Dresdner Oberbürgermeisterwahl vor einem Jahr beachtliche 9,6 Prozent der Wählerstimmen. Doch jetzt habe sie den Führungszirkel verlassen, erklärte das Orga-Team in der Nacht zum Donnerstag, ein Ausschluss aus dem Pegida-Verein stehe unmittelbar bevor.

In der Erklärung werden ihr eigenmächtiges Handeln und insbesondere unabgestimmte Reden vorgeworfen. Hinter diesem „vereinsschädigenden Verhalten“ stehen aber offensichtlich auch inhaltliche Differenzen. Festerling ist für ihre ebenso hanebüchenen wie äußerst aggressiven Auftritte berüchtigt. Sie gipfelten in die Forderung nach einem Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik und der EU oder dem Aufruf beim Leipziger Legida-Jahrestag, „die volksverhetzenden Eliten mit Mistgabeln aus den Parlamenten, den Gerichten, den Kirchen und den Pressehäusern zu prügeln“. Solche Bürgerkriegsrhetorik brachte die um den sprichwörtlichen Schafspelz bemühten Dresdner Pegidianer wiederholt in Erklärungsnot.

Nun kollidieren mit Bachmann und Festerling nicht nur zwei krasse Narzissten, sondern auch zwei Bewegungen. Mit ihrer neuen Initiative „Festung Europa“ knüpfte Festerling munter internationale Kontakte und rief zum Protest gegen die Bilderberg-Konferenz in Dresden. Doch Pegida wollte nicht gegen das Lieblingsfeindbild der Verschwörungstherotiker mitdemonstrieren. Festerling blieb nahezu allein.

Die derzeit im Internet tobende Schlacht der beiden Flügel lässt dennoch auf eine Fangemeinde schließen. Immerhin weist die heute 52-Jährige ein vorstrafenfreies „ordentliches“ Berufsleben auf. Auf Facebook haben Festerling und ihre Anhänger mittlerweile eine Gegen­offensive gestartet, bezichtigen den Bachmann-„Miniatur-Zirkel“ unter anderem der Lüge.

Michael Bartsch