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„Mich wundert, dass die Kritik so spät kommt“

Elite-Universitäten Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, warnt vor Verzögerungen bei der neuen Exellenzinitiative

Horst Hippler

ist deutscher Physikochemiker und seit 2012 Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, die die Interessen der Hochschulen gegenüber der Politik vertritt. Er gilt als Kritiker des Bologna-Prozesses und befürwortet die Exzellenzinitiative.

taz: Es ist unklar, ob die Vereinbarung über die neue Exzel­lenz­­initiative am Donnerstag unterschriftsreif ist. Was bedeutet ein späterer Start für die Unis?

Horst Hippler: Das wäre eine Katastrophe. Alle stehen in den Startlöchern und warten darauf, dass es losgeht. Es geht ja nicht nur um die Exzellenzinitiative, sondern auch um den Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die innovative Hochschule. Das wird von den Ministerpräsidenten und der Kanzlerin ja im Paket unterzeichnet. Ich gehe aber davon aus, dass das am Donnerstag klappt, verbunden wahrscheinlich, mit einer kleinen Anpassung in die eine oder andere Richtung.

Woher der Optimismus?

Nach dem langen Vorlauf und nachdem extra eine internationale Expertenkommission eingesetzt wurde, kann es sich jetzt politisch niemand leisten, als Schwarzer Peter dazustehen.

Die Hamburger Senatorin Katharina Fegebank kritisiert, dass die gekürten Hochschulen dauerhaft gefördert werden sollen. Sie fordert stattdessen, den Wettbewerb nach sieben Jahren neu auszuschreiben. Verstehen Sie diese Kritik?

Es wurde ja schon immer kritisiert, dass man ein dynamischeres System benötigt. Mich wundert nur, dass die Kritik Hamburgs im konkreten Fall so spät kommt.

Sie kritisieren wiederum, dass Universitäten zwei Spitzenforschungscluster brauchen, um sich zu bewerben. Lässt sich das noch verhandeln?

Da bin ich nicht so sicher, obwohl ich das immer noch für kritisch halte. Damit bevorzugt man nämlich große Universitäten. Außerdem finde ich es bedenklich, dass die Zahl der Forschungscluster, die gefördert werden, auf 50 begrenzt ist. Gerade größere Universitäten gründen dann statt zwei großen lieber vier kleinere Cluster. Die 50 Cluster werden relativ schnell voll sein. Aber wie gesagt, das Wichtigste ist, dass es jetzt losgeht. Mit widrigen Randbedingungen kann man lernen zu leben und sie optimieren, das haben die Universitäten schon immer getan.

Wie kann verhindert werden, dass nun ein Zweiklassensystem – herausragende Forschungsuniversitäten auf der einen und Ausbildungshochschulen für die Masse auf der anderen Seite – entsteht?

Das im Verhältnis wenige Geld für die Exzellenzhochschulen wird nicht dazu führen, dass wir eine Zweiklassengesellschaft bekommen. Das Label Exzellenzhochschule wird doch eher von der Politik gewollt, wichtiger für die Wissenschaft sind aber die Forschungscluster.

INTERVIEW ANNA LEHMANN

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