kommentar von Jan Feddersen Zum Attentat in Orlando
: Islamisten sind homophob

Orlando ist ein Anschlag auf alle Menschen, die auf Freiheit setzen

Das Entsetzen weltweit ist groß, und die Gefühle, die in sozialen Netzwerken nachlesbar sind, sind solche der Trauer und Fassungslosigkeit. Jede und jeder erkannte sofort das Außergewöhnliche des islamistischen Amoklaufs des US-Amerikaners Omar Mateen.

Doch es ist nicht die Frage zu klären, ob es sich um einen islamistischen oder homophoben Anschlag mit aktuell 49 Ermordeten handelt. Das ist die falsche Gegenüberstellung, denn der Täter, ein junger Mann, dessen Eltern aus Afghanistan in die USA einwanderten, handelte im Sinne beider Motive.

Islamisten hassen Homosexuelle grundsätzlich. Sie verabscheuen alles, was offen schwul oder lesbisch oder trans* ist, und beabsichtigen, es rigoros auszulöschen. Und schwule Männer, lesbische Frauen, Trans*- und Intermenschen stehen zurzeit im Fokus islamistischer Terroristen: Es ist nicht nur Ramadan – ein Monat, in dem Dschihadisten besonders zu Anschlägen aufrufen.

Der Juni ist gleichzeitig die Zeit des Jahres, in dem überall in der freien Welt Gay Pride Parades, CSDs stattfinden: öffentliche Umzüge, Demonstrationen von LGBTI*-Menschen und ihren Freund*innen, die für das Recht auf öffentliche Sichtbarkeit eintreten. Und das in Erinnerung an die Queer-Unruhen rund um die New Yorker Stonewall-Bar im Juni 1969, die als Beginn der modernen LGBTI*-Bewegung gelten.

Natürlich: Nicht alle Homophoben zählen zum Islam, aber alle Islamisten sind potenziell mörderisch gesinnte Homophobe. Auch deshalb sind queere Menschen in islamischen Ländern seit jeher in Gefahr. In den meisten steht Homosexualität unter Strafe, in manchen werden Schwule gesteinigt, von Häusern heruntergeworfen, gehängt und getötet. Aber was nun definitiv falsch, sogar mörderisch falsch wäre: das Attentat von Orlando mit Muslimischem gleichzusetzen. In Wahrheit verdienen gerade muslimische Schwule und Lesben besonderen Schutz vor der Vergeltung ihrer angeblich religiös und familiär Nächsten.

Es ist zutreffend, was in der New York Times steht: Alle Amerikaner*innen sind gefährdet, denn es geht „um unsere Überzeugung, dass wir uns keiner Ideologie oder Religion unterwerfen sollen“. Zu ergänzen wäre noch: Für alle Europäer*innen, die auf Freiheit setzen, gilt diese Gefährdung genauso. Orlando ist ein Anschlag auf uns alle.