Gut geschützt zieht die Gay-Pride-Parade durch Kiew

UkraineVor dem Song Contest im nächsten Jahr tun die Behörden alles für ein gutes Image

Die Gewinnerin des ESC, Jamala, unterstützt die Gay Pride

AUS KIEW Bernhard Clasen

Bei strahlendem Sonnenschein, einem Polizeiaufgebot von 6.000 Polizisten und strengen Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich am Sonntag vor der Schewtschenko-Universität in der Hauptstadt Kiew 1.500 Menschen zum „KievPride“. Gemeinsam demonstrierten Schwule, Lesben, Heterosexuelle für Menschenrechte und für Gleichberechtigung. „Sexuelle Minderheiten müssen gleichberechtigt sein. Das gilt für das Versammlungsrecht, das Steuerrecht und das Erbrecht“, erklärt Anna Scharigina, Leiterin der KievPride-Veranstaltung.

Dieses Jahr habe man breite Unterstützung aus sehr vielen Bereichen der Gesellschaft erhalten. Sogar in der U-Bahn habe man werben dürfen. Und die Polizei habe klar zu erkennen geben, dass man einen Angriff auf das Versammlungsrecht nicht dulden werde, so Scharigina.

„Dass die Behörden dieses Mal alles getan haben, um einen friedlichen Ablauf der LGBT-Demonstration zu ermöglichen, dürfte auch daran liegen, dass die Ukraine im nächsten Jahr den Eurovision Song Contest (ESC) durchführen wird. Und Bilder von einem blutigen Ausgang der Gay-Pride-Parade wären da nicht gut für das Image der Ukraine“, sagt ein Teilnehmer. Er freue sich, dass auch die Gewinnerin des ESC, Jamala, die Gay Pride unterstütze.

Polizei und Veranstalter hatten massive Störversuche rechtsradikaler Gewalttäter erwartet. Doch lediglich am Rande der Veranstaltung war es zu Rangeleien mit Kritikern gekommen. Mehrere „Anhänger traditioneller Familienwerte“ hatten mit Flugblättern und Plakaten die „LGBT-Propaganda“ verurteilt. „Wir wollen kein Sodom“, erklärte Jurij Smetana, der eigens aus Saporischja nach Kiew gereist war, um gegen die „LGBT-Propaganda“ zu demonstrieren. „Gott hat Mann und Frau geschaffen. Was hier propagiert wird, ist gegen Gottes Wille“, schreit er voller Wut.