Glücklich tauschenstatt unglücklich kaufen

SustainabilityFeiern, reden, Kleidung tauschen: Politparty für nachhaltigen Konsum

„Tausch dich glücklich!“, begrüßt mich ein Transparent auf dem Friedrichshainer RAW-Gelände. Hier findet die von Greenpeace, der Clean Clothes Campaign und dem INKOTA-Netzwerk veranstaltete „Kleidertauschparty“ statt. Mit dem Motto „Kleiderwandel“ wolle man „die Aufmerksamkeit und den Wechsel hin zu nachhaltiger und langlebiger Kleidung“ vorantreiben, so die Veranstalter.

Tauschen statt kaufen? Am Eingang gebe ich ein beigefarbenes Shirt und einen Kapuzenpulli ab, zwei Kleidungsstücke, die ich schon lange stiefmütterlich behandle. Eine Aktivistin erklärt mir, dass ich bis zu fünf Teile mitnehmen darf.

Drinnen frage ich mich: Ist hier ein Techno-Rave, ein Flohmarkt oder eine Kundgebung? Offensichtlich alles in einem. Ein DJ macht Musik, Menschen tanzen zu elektronischen Klängen, Reden werden gehalten. Ein Plakat fragt: „Wer bekommt die 100 Euro für deinen Sportschuh?“, und liefert die Antwort: 34 Euro gehen an Unternehmen, 40 Cent an ArbeiterInnen. „Jeder Deutsche kauft im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke pro Jahr“, heißt es in einem Redebeitrag, „davon landen 40 Prozent ungenutzt im Kleiderschrank.“ Kritisiert wird „Fast Fashion“, das schnelle Konsumieren und Entsorgen von billiger Kleidung, die unter miserablen Arbeitsbedingungen in Bangladesch oder China hergestellt wird.

„Keep me. I’m precious!“

Sophie von Greenpeace erzählt von dem großen Interesse an der Veranstaltung: „Die Leute fragen mich, wann wieder eine stattfindet. Tauschen als Alternative zum Kaufen scheint gut anzukommen.“ Auf der Suche nach der Männerabteilung komme ich an einem „Repair Café“ vorbei, wo Kleidung repariert wird. Am Labelstand werden Aufnäher mit der Aufschrift „Keep me. I’m precious!“ in Hosen und Shirts genäht.

Christoph Findeisen, Initiator der Kleidertauschparty, findet es wichtig, ökologische und soziale Standards für die Textilproduktion durchzusetzen, aber auch, KonsumentInnen zu sensibilisieren. Kleidertausch mache außerdem Spaß, „und man bekommt kostenlos neue Klamotten“, so Findeisen.

In der Männerabteilung ist jedenfalls eines wie überall: Sie ist kleiner als die Abteilung mit Frauenkleidung. Immerhin sehe ich ein blau gestreiftes Hemd, das mir gefällt. Ob Kleidertausch die Welt verändert? Das weiß ich nicht. Froh über meine Ausbeute verabschiede ich mich vom Kleidertauschfest.

Volkan Agar