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Boulevard der Besten
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Foto: Anja Weber

Sabine am Orde

Im Jahr 1998 kam sie, nach einem Studium der Politikwissenschaft in Marburg und den USA, zur taz. Eine*r von vielen war sie schließlich, die ihre Laufbahn in der taz im Berlin-Lokalressort begannen. Aufgewachsen in Essen, hatte sie stets interessante Beobachtungsfelder außerhalb der eigenen Milieus im Kopf. Sie reiste damals gern zu den Brennpunkten der Proteste gegen die Globalisierung. 2002 gewann Sabine am Orde mit einer Reportage über die globalisierungskritischen Proteste in Seattle den Journalistenpreis „Wider die neue Weltordnung“.

Sie, die einige Zeit als stellvertretende Chefredakteurin wirkte, ist inzwischen für die Bereiche AfD, Rechtspopulismus, Islamismus, Migration und Flüchtlingspolitik zuständig. Politiker*innen der AfD teilen die politischen Perspektiven dieser Kollegin selbstverständlich nicht – was sie wollen, ist nicht das, was am Orde politisch realisiert sehen möchte. Aber: Sieht man von Björn Höcke, dem Fraktionsvorsitzenden der AfD im Thüringer Landtag, einmal ab, reden sie zumindest alle mit ihr. Sie schreibe zwar mit einer Haltung, die der AfD auf keinen Fall behagt, aber sie recherchiere genau und kühlen Herzens.

Sie pflegt mündlich auch unter Belastung einen ausgesprochen herzhaften Ton. Nie geht mit ihr etwas schief. Kürzlich, nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, kam sie nach gründlicher wie schneller Analyse für das Blatt noch als Expertin ins taz.café, um dessen Publikum zu erklären, dass man nun mit der AfD aufklärerisch, aber nicht angstmachend um­gehen müsse. 2005 wurde Sabine am Orde mit der von ihr konzipierten 13-teiligen taz-Serie „Islam in Berlin“ mit dem AWO-Medienpreis zum Thema „Auf gleicher Augenhöhe: Interkulturelle Öffnung als Zukunftsaufgabe“ ausgezeichnet. 2011 erschien ihr Buch „Europa macht dicht“ zur europäischen Flüchtlingspolitik, das sie mit Jürgen Gottschlich, taz-Türkeikorrespondent, herausgegeben hat.

Sie sagt: „AfD-Berichterstattung macht nicht immer Spaß, ist aber wahnsinnig interessant. Dabei wird klar, dass man für eine weltoffene Gesellschaft immer wieder eintreten muss. Das macht die taz täglich – und deshalb arbeite ich gerne hier.“

Sie pflegt mündlich auch unter Belastung einen herzhaften Ton. Nie geht mit ihr etwas schief

Jan Feddersen