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Daily Dope (715) Die Nada stellt sich selbst ein glänzendes Zeugnis aus

BERLIN taz | Von Hausaufgaben sprach Lars Mortsiefer gleich mehrere Male. Und man konnte sich am Mittwoch in Berlin nicht des Eindrucks erwehren, dass da Musterschüler am Werk waren, als der Geschäftsführer der Natio­nalen Anti-Doping-Agentur (Nada) gemeinsam mit der Vorstandsvorsitzenden Andrea Gotzmann aufzählte, was die Organisation im Jahr 2015 erreicht hat. Mittlerweile arbeitet die Nada mit einem Etat von 9,1 Millionen Euro, der zu zwei Dritteln vom Bund gedeckt wird.

„Die Finanzierung der Nada ist gesichert“, sagte Gotzmann. Davon habe in der Vergangenheit nie die Rede sein können. Angesichts der aufgestockten Mittel (2014 waren es 7,7 Millionen Euro) habe man die Qualität der Untersuchung der 14.746 Dopingproben steigern können. Mehr Proben als zuvor konnten etwa auf Wachstumshormone, Epo oder ähnliche Substanzen hin untersucht werden. Nur 27 Sanktionen mussten ausgesprochen werden. Die Quote der enttarnten Betrüger betrug ähnlich wie in den letzten Jahren kümmerliche 0,2 Prozent.

„Unfassbarer“ Skandal

Zudem, stellte Gotzmann fest, unterlägen nun alle Trainings- und Wettkampfkontrollen im Verantwortungsbereich der Nada. Ein einheitliches Kon­troll­system sei etabliert und damit auch ein Gründungsziel erreicht. Angesichts der Verwerfungen im internationalen Sport ist es derzeit leichter denn je, den eigenen vermeintlich so akkurat geschnittenen Schrebergarten als mustergültig zu präsentieren.

„Das Jahr 2015 hat aufgrund der verschiedenen internationalen Sportskandale die Glaubwürdigkeit der Antidopingarbeit weltweit erschüttert“, stellte Gotzmann fest. Gerade in Russland sei Unfassbares durch Whistleblower aufgedeckt worden: „Das hat mich sehr schockiert.“ Mit Blick auf die Diskussion über den Ausschluss von russischer Athleten bei den Olympischen Spielen in Sotschi sagte Gotzmann, die Entscheidung müssten das IOC und der Leichtathletikweltverband fällen. Sie erwarte aber auch zum Schutz der sauberen Athleten „ein deutliches Zeichen“. Sie fragte: „Was muss noch passieren, damit etwas passiert?“

Positives Denken

Aber selbst diesen Erschütterungen in der Antidopingwelt wusste Gotzmann Positives abzugewinnen. Dass laut dem Whistleblower Grigori Rodtschenkow, dem langjährigen Moskauer Laborchef, bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2012 gar der Geheimdienst in die Betrugsversuche involviert gewesen sei, zeige doch auch, welchen Aufwand man betreiben musste, um das Kontrollsystem zu unterlaufen.

Sich selbst stellte die Nada sowieso ein glänzendes Zeugnis aus. Gotzmann erklärte: „Wir haben in Deutschland einen hohen Abschreckunsfaktor.“ Dass die Quote der überführten Doper 2015 von 0,2 Prozent nicht dafür spricht, dass wenig betrogen wird, ist indes auch Gotzmann klar. „Wir wissen, die Dunkelziffer ist viel ­höher.“ Johannes Kopp