Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Es lohnt sich, daran zu erinnern, dass es sich bei der Regierung Tsipras um eine Koalitionsregierung zweier Regierungsparteien handelt, der linken SYRIZA und der rechtsextremen ANEL-Partei. Die Ablehnung jeglicher Migration nach Griechenland und des zum Feindbild stilisierten Multukulturalismus sind im Programm der ANEL zentral. Siehe etwa http://www.independent.co.uk/news/world/europe/independent-greeks-who-are-syrizas-right-wing-coalition-partners-and-what-do-they-want-10003224.html
Tsipras ähnelt in seinem politischen Verhalten immer mehr den anderen Politkern Griechenlands. Sie alle gerieren sich als Führungsfiguren, die Kritik für Majestätsbeleidung halten.
Auch auf Inseln wie Chios ist es mittlerweile nicht nur Journalisten, sondern auch NGOs untersagt, das zentrale Lager zu betreten. Ein Fotograf wurde wegen Spionage verhaftet, weil er im Hafen der Insel Frontex-Schiffe geknipst hatte. (http://medienfresser.blogspot.de/2016/05/fluchtlinge-in-chios-ankert-die-eu.html)
Es war in Ideomeni zu erwarten, dass bei der Deprotation die Journalisten ausgesperrt werden, das wäre bei uns wirklich nicht anders gelaufen. Auch hier kommen Journalisten nur schwer in die Lager. Problematischer ist in Griechenland, dass anscheinend kein Journalist - Grieche oder EU - etwas über die Zielorte der Deportation zu berichten weiß. Keine Ahnung? Oder vielleicht auch kein Interesse? Jetzt sind doch alle - von Athen bis Brüssel - zufrieden, dass die häßlichen Bilder vom Ende der europäischen Humanität endlich vom Bildschirm verschwunden sind.
"Jetzt tritt Tsipras auch noch die Pressefreiheit mit Füßen..."
Na, ein bißchen kleiner geht es schon, oder ? Vielleicht auch ein wenig selbstkritischer, denn Journalisten haben sich in Idomeini nicht nur von ihrer verantwortungsbewussten Seite gezeigt.
Es war nicht Tsipras,der die Grenze zu Mazedonien geschlossen hat und die Räumung dieses sinnlos gewordenen Lagers war schon zum Schutz der dort lebenden Kinder überfällig.
Die Aktion schien gut geplant. Es gab offensichtlich keine gewalttätigen Auseinandersetzungen und keine Verletzten. Dafür verzichte ich dann auch gerne einmal auf eine Live-Schalte mitten ins Kampfgetümmel.
Willkommen in der Realität.
''Doch damit nicht genug. Jetzt tritt Tsipras auch noch die Pressefreiheit mit Füßen: Ausgerechnet eine links geführte Regierung''
Genau das, was man von Linken erwartet. Angefangen beim Kommunismus bis heute immer das selbe Lied. […]
Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte bleiben Sie sachlich.
@A Bayer Das ist den politischen Hygienebedürfnissen extremer Positionen geschuldet, fürchte ich. Ob das mit links oder rechts was zu tun hat, wage ich zu bezweifeln.
@user21617 Nein, das betrifft nicht nur Linke. Das machen alle Ordnungsmächte mehr oder weniger, schon klar. Aber da hier ja so getan wird, als sei das außergewöhnlich wenn Linke das tun...
Autofahrer:innen stellen ein Viertel aller Verurteilten in Deutschland. Doch vielen fehlt Bewusstsein für ihre Taten.
Kommentar Räumung von Idomeni: Linker Super-GAU
Die griechische Linksregierung versagt nicht nur bei der Flüchtlingspolitik. Sie bleibt in ihrer Oppositionsmanier: reagieren statt agieren.
Abriss in Idomeni Foto: reuters
Eigentlich wollte der linke griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras alles anders machen als seine Vorgänger: Die untere Mittelschicht und die Ärmsten im Lande stärken, Flüchtlingen und Migranten zur Seite stehen, Transparenz schaffen und Vetternwirtschaft eindämmen. All das versprach der Hoffnungsträger der Linken schon als Opposition und dann auch als Staatsoberhaupt – stets mit der „Sprache der Wahrheit“, wie er immer wieder gerne betont.
Wäre es doch nur bei den Worten geblieben. Die Taten der griechischen Linken führen zu einem Super-GAU nach dem anderen. Zuerst hat ausgerechnet die Linksregierung härtere Einsparungen durchgesetzt als alle konservativen Vorgänger. Das heißt: Den betrogenen Wählern bleibt nun überhaupt kein Ausweg mehr aus der eigenen Lebensmisere. Denn wen sollen sie jetzt noch wählen?
Doch damit nicht genug. Jetzt tritt Tsipras auch noch die Pressefreiheit mit Füßen: Ausgerechnet eine links geführte Regierung hat gestern als Erstes die Journalisten ausgeschlossenen, bevor sie mit großem Polizeiaufgebot begonnen hat, das Flüchtlingslager in Idomeni zu räumen. Nur der Staatssender ERT und die staatliche Presseagentur APD sind für die Berichterstattung zugelassen.
Dazu passt auch, dass die griechische Regierung den menschenverachtenden EU-Türkei-Deal unterschrieben hat und somit die Türkei als sicheres Herkunftsland akzeptiert.
Die Linksregierung bleibt in ihrer Oppositionsmanier: Sie reagiert statt zu agieren. Viel bleibt dem selbst krisengeschüttelten Land auch nicht übrig. Es muss seine Gläubiger bei Laune halten und dabei Angela Merkels vordergründige Willkommenskultur und die Abschottungspolitik der EU-Länder ausbaden.
Manche in der EU wird es freuen, dass sie anhand der griechischen Linken vorführen können, dass links nicht funktioniert. Tatsächlich aber zeigt das Verhalten Athens vor allem eins: Europa ist alles andere als sozial.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Krise in Griechenland
Kommentar von
Theodora Mavropoulos
Autor*in
Themen