Die harte Verhandlerin

Grüne Edith Sitzmann könnte irgendwann Kretschmanns Nachfolgerin werden. Jetzt wird sie erst mal Finanzministerin

STUTTGART taz | Manchmal kommt Kretschmann über Umwege auf den Punkt. Als er der Presse seine Minister vorstellt, sagt er über Edith Sitzmann: „Mit ihr verliere ich eine ganz tolle Fraktionsvorsitzende.“ Und erst dann: „Aber ich freue mich, dass ich sie für dieses wichtigste Ressort gewinnen konnte.“

Beides stimmt. Unter Grün-Rot hielt Sitzmann auch bei umstrittenen Entscheidungen geräuschlos die grüne Fraktion zusammen – und pflegte trotzdem mit dem oft polternden SPD-Kollegen Claus Schmiedel ein konstruktives Arbeitsverhältnis. Kretschmanns Verhältnis zum damaligen Finanzminister Schmid dagegen galt als zerrüttet.

Schmids Nachfolgerin gilt dagegen als enge Vertraute des Ministerpräsidenten. Die Grüne Reala aus Freiburg, die bei öffentlichen Auftritten oft nur wenig Charisma versprüht, hat in den Koalitionsverhandlungen großes Verhandlungsgeschick bewiesen.

Dieses Talent dürfte ihr jetzt bei Budgetverhandlungen in Zeiten der Haushaltsbremse zugute kommen. Nicht wenige halten sie wegen ihres politischen Talents auch für eine potenzielle Nachfolgerin, wenn Kretschmann 2021 nicht mehr antritt. Der selbst hat diese Spekulationen befeuert, als er darauf hinwies, dass Regierungschef-Nachfolger in Baden-Württemberg seit mehr als 30 Jahren immer zuvor Fraktionschefs geworden seien. Sitzmann, nun im Finanzressort, könnte die Erste sein, die mit dieser Tradition bricht. BES