Baden-Württemberg

Die grün-schwarze Landesregierung steht. Kein Kabinettsmitglied mit Migrationsgeschichte. Dafür eine muslimische Landtagschefin

Die Neue mit Stallgeruch

CDU Nicole Hoffmeister-Kraut wird Wirtschaftsministerin, vorher kannte die Unternehmerin kaum jemand

STUTTGART taz | Neu im Landtag und dann gleich ins Ministeramt. Eine solche Karriere war bei Frauen in der baden-württembergischen Union lange unvorstellbar. Die ungewöhnliche grün-schwarze Koalition macht das nun möglich. Nicole Hoffmeister-Kraut ist 43 Jahre alt und kam offenbar erst am Dienstagvormittag auf die Ministerliste des kleineren Koalitionspartners. Vor ihrer Kandidatur für den Landtag war sie sieben Jahre lang Kommunalpolitikerin.

Hoffmeister-Kraut verhindert nun, dass Guido Wolf ins Wirtschaftsministerium gelangt. Dagegen gab es auch innerhalb der CDU harsche Kritik. Vor allem aber lehnten die Wirtschaftsverbände Wolf öffentlich ab. Was man als unfreundliche Einmischung oder auch als von Strobls CDU bestellte Kritik interpretieren kann. Der Jurist Wolf wird nun Justizminister – mit einem skurrilen Ressortzuschnitt: Er ist künftig nicht nur für Europa, sondern auch für Tourismus zuständig. Thomas Strobl erklärte das damit, dass „Tourismus und Europa miteinander zu tun“ habe.

Nicole Hoffmeister-Kraut ist dennoch mehr als eine Kompromisskandidatin. Die promovierte BWLerin war bei einer internationalen Beratungsagentur und hat als Teilhaberin eines Balinger Familienunternehmens auch den Stallgeruch, den die hiesigen Mittelständler schätzen. Strobl jedenfalls scheint große Stücke auf sie zu halten. Die örtliche Presse zitierte ihn damit, er traue ihr zu, „wie eine Rakete“ durchzustarten. bes