: KINDER
KinderSylvia Prahl sucht nach den schönsten Spielsachen
Über 30 Jahre ist es her, und ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen: Während der Sommerfrische im süddeutschen Weinberg spielten meine Freundin und ich gern Pingpong mit Weinbergschnecken. Nicht für fünf Pfennig haben wir uns dafür interessiert, wie das den Tieren wohl bekommen ist. Am Samstag werde ich demütig zu Kreuze kriechen und bei allen Schnirkelschnecken, Baumschnecken und insbesondere Weinbergschnecken um Vergebung bitten. Und zwar bei der Veranstaltung „Natur für Familien: Auf die Schnecke, fertig los!“, bei der von 14 bis 16 Uhr in allen Gebüschen des Britzer Gartens, am besten dort, wo es auch ein wenig feucht ist, nach Schnecken geforscht wird. Im Anschluss werden Kräuterschnecken zum Mitnehmen gebastelt. Ich werde sie den Schnecken als Versöhnungsangebot überbringen (Kinder umsonst, Erwachsene 2 €, plus 3 €/1,50 € Parkeintritt).
Am Samstag kommt das Sams, und das schon seit vielen Jahren. Zeit also, mal zum Sams hinzugehen. Natürlich am Samstag, 16 Uhr, im Großen Saal des Atze Musik Theaters. Kinder ab vier Jahren erleben dort in der Aufführung von Paul Maars „Eine Woche voller Samstage“, wie das Sams zum schüchternen Herrn Taschenbier kommt und dessen geordnetes, aber auch langweiliges Leben aufmischt – genau wie das von Taschenbiers Vermieterin Frau Rotkohl. Denn das Sams mag gern Würstchen, und die gibt’s nur bei Frau Rotkohl im Kühlschrank … Also könnte Herr Taschenbier froh sein, dass Samse nur bis zum nächsten Samstag am Ort bleiben, doch da Taschenbier mithilfe des Sams viel mutiger geworden ist, möchte er, dass es bei ihm bleibt. Hoffentlich kapiert er noch rechtzeitig, dass die blauen Punkte im Sams-Gesicht keine Sommersprossen sind, sondern Wunschpunkte (Tickets: 817 991 88, 4,50 € bis 9,50 €).
In „Ein Sams zu viel“ verballert Herr Taschenbier den allerletzten Wunschpunkt, als er unüberlegt, weil wütend, der schimpfenden Frau Rotkohl ein eigenes Sams an den Hals wünscht. Der Wunsch erfüllt sich natürlich, aber, was ist das? Das Doppel-Sams ist ganz anders: brav, zuvorkommend, und es zieht Salat den Würstchen vor. Paul Maar hat die Geschichte in eine Rahmengeschichte gesteckt, so dass auch Sams-EinsteigerInnen gut im Bilde sind. In der Hörversion liest der Kabarettist Monty Arnold die Geschichte umwerfend gekonnt. Die frechen Schüttelreime, die das Sams ständig von sich gibt, werden zu Ohrwürmern. Locker nuanciert Arnold seine Stimme und verleiht den Charakteren ihre herrliche Kauzigkeit. Kinder ab fünf Jahren wissen das zu schätzen (oetinger audio, ca. 108 min., ab 5 Jahren).
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