piwik no script img

THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Das Leben ist ein Theaterstück, in dem wir viele Rollen zu spielen haben: Das ist natürlich eine uralte Weisheit. Aber ist sie deswegen weniger wahr? Die Gruppe Vorschlag:Hammer hat die berühmte These nun einer neuerlichen Prüfung unterzogen und heraus kam der installative Abend „Die Erfindung der Gertraud Stock“: eine Arbeit über Lebenszeit, Identität, die Zustände des Altseins und die Erfindung des Lebens einer alten Dame (Ballhaus Ost: „Die Erfindung der Gertraud Stock“, Premiere am 20. 5., 18.30 Uhr).

In den Sophiensælen präsentiert „Monster Truck“ sein neues Projekt und verspricht ein postkoloniales Spiel ohne Grenzen: „Sorry“ ist eine Koproduktion mit der nigerianische Theatergruppe „The Footprints“. Im Zentrum stehen ein dicker deutscher Mann und fünf Waisenkinder aus Lagos. Es geht um Urteile und Vorurteile, Mythen und interkulturelle Missverständnisse. Vampire kommen auch vor, wie man liest. Erschütterte Gewissheiten werden ebenfalls versprochen. Auf das Erschüttern von Gewissheiten schließlich ist „Monster Truck“ auch spezialisiert und hat das in der Vergangenheit immer ziemlich gut hingekriegt, also mit dieser Gewissheitserschütterung (Sophiensæle: „Sorry“, 20., 21. & 22. 5., jeweils 19.30 Uhr).

Klein, aber fein klingt das neue Stück vom Theater Thikwa im Kreuzberger F 40, das den schönen Titel „Einsamkeiten – Ein Versuch über die Zweisamkeit“ hat. Es beruht auf der Annahme, dass ein Theaterraum stets auch ein Kabinett der gelebten Liebe ist. Und so haben sich dort eine Handvoll Schauspieler*innen versammelt. Stofftiere und aufblasbare Gummipuppen sind auch mit von der Partie. Alle zusammen beginnen dann einen Diskurs über die Liebe. Übers Schmusen, Sex und alles, was an die Liebe so angelagert werden kann – eine wachsende Häkeldecke ist sogar auch darunter. Weil Liebe auch immer die Sehnsucht ist nach Schutz und bürgerlichen Verhältnissen? Genauere Antworten auf diese Frage gibt dann hoffentlich der Theaterabend (Theater Thikwa im F 40: „Einsamkeiten – Ein Versuch über die Zweisamkeit“, 19., 20., 21. & 25. 5., jeweils 20 Uhr).

Am 23. 5. geht außerdem das erste Performing Arts Festival an den Start, das das 2015 zum letzten Mal veranstaltete 100°-Festival abgelöst hat: ein Mega-Showcase der Freien Szene, das von der Idee her ein wenig dem Gallery-Weekend nachempfunden ist: An mehr als 50 Spielstätten und Veranstaltungsorten präsentiert das Festival über 120 Schauspiel-, Musiktheater-, Performance- und Tanzproduktionen (Performing Arts Festival Berlin: 23.–29. Mai. Alle Infos www.performingarts-festival.de).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen