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: Doartmund Ciddey herbe tight

Dortmunds kulturelles Kapital: Schwarzwälder Kirschtorte Foto: Screenshot

Ich war noch nie in Dortmund. Aber Dortmund überrascht. Mich. Am Wochenende haben die „einheimischen Künstler“ Der Wolf & Rich Boogie feat. Jo Marie auf einem Stadtfest die neue Hymne auf die Stadt aufgeführt: „Dortmund zweipunktnull“. Premiere! Sie ist Teil der Imagekampagne „Dortmund überrascht. Dich“. Im Internet gibt es auch ein professionelles Video. „Einst ging es nur um Stahl und Bier. Doch jetzt nicht mehr. Wir leben hier. In Dortmund“, singt die 19-jährige Jo Marie darin, die laut Bild gerade „musikalisch durchstartet“.

„Dortmund zweipunktnull“, antwortet der Lüdinghausener Rapper Der Wolf voll modern. „Dortmund Ciddey. Dortmund Ciddey“, dann der Ghanaer Rapper Rich Boogie voll englisch. Der Wolf lobt die technologische Innovationsleistung der Stadt, betont aber, dass trotz dieses Wandels „unsere Traditionen“ gewahrt werden. Man sieht ihn Schwarzwälder Kirschtorte essen: „Die offene Mentalität, die Ehrlichkeit, die Herzlichkeit, die Butter-bei-e-Fische-Attitüde find ich herbe tight.“

Rich Boogie weist auch auf Probleme hin. Als er ankam, habe er Schwierigkeiten gehabt. Mit Slang und Wetter. Dann aber habe er viele Freunde gefunden. Dass er davon singt, dass er lieber Kronen-Bier statt Beck’s trinkt, zeigt, wie viele Gedanken sich die Künstler gemacht haben. Um Bier sollte es ja eigentlich nicht mehr gehen. Aber was bietet die Stadt schon sonst, außer BVB und Uni?

Man muss dieses Lied als subversive Strategie begreifen. Als Hymne von der Stadt gefördert, ist es eigentlich eine Kampfansage an Doartmund Ciddey. Anders jedenfalls lässt sich nicht verstehen, warum ausgerechnet die Schwarzwälder Kirschtorte als kulturelles Kapital der Stadt beworben wird.

Doris Akrap