Nur in Lichtenberg ist man noch im Rückstand

FlüchtlingeImmer weniger kommen: Die Suche nach Schulraum entspannt sich

Immer weniger Flüchtlinge kommen seit Schließung der Balkanroute auch in Berlin an – die Suche nach Schulraum hat das offenbar bereits merklich entspannt. So gibt es jetzt erstmals seit Mitte April für alle Kinder, die in der Massennotunterkunft in den Tempelhof-Hangars untergebracht sind, genügend Schulplätze. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf eine Grünen-Anfrage hervor. Schwierig ist die Situation allerdings nach wie vor in der Massenunterkunft Ruschestraße in Lichtenberg: Dort warten laut der zuständigen Bezirksstadträtin Kerstin Beurich (SPD) noch rund 200 Kinder auf einen Schulplatz.

Allerdings sei nicht mangelnder Schulraum das Problem, sondern die fehlende schulärztliche Untersuchung – der zuständige Kinder- und Jugendgesundheitsdienst sei dort mangels „Kapazitäten“ im „Rückstand“, sagt Beurich. Doch selbst wenn die Kinder irgendwann mal Besuch vom Amtsarzt bekommen sollten – dass Lichtenberg kein Schulplatzproblem für die Flüchtlingskinder habe, kann man auch ganz anders sehen, findet die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Regina Kittler. „Frau Beu­rich sagt, sie bekommt alle untergebracht – sie sagt aber nicht, wo.“

Denn die Kapazitäten für reguläre Willkommensklassen, die also in den normalen Schulbetrieb integriert sind, seien im Bezirk ausgeschöpft, sagt auch Stadträtin Beurich. Stattdessen sollen die 207 Kinder aus der Ruschestraße im „Schichtbetrieb“ in ehemaligen Schulgebäuden in der Rummelsburger Straße und der Wartiner Straße nun separat unterrichtet werden. An beiden Standorten gibt es bereits seit einiger Zeit jeweils rund 15 Willkommensklassen. Die würde man durch eine zweite „Nachmittagsschicht“ Unterricht von 13 bis 18 Uhr ergänzen.

Tatsächlich hat auch Tempelhof-Schöneberg seit Längerem Probleme, Schulraum für alle Flüchtlingskinder zu finden. Zwar ist die Zahl der schulpflichtigen Kinder in den Hangars allein seit Jahresanfang von rund 400 auf zuletzt 242 gesunken, wie der Senat auf eine Grünen-Anfrage mitteilt. Die müssen allerdings ins benachbarte Friedrichshain-Kreuzberg pendeln, wo exakt diese Anzahl an Schulplätzen auch bereitsteht.

Dennoch hält die Senatsbildungsverwaltung an den Plänen fest, die benachbarte ehemalige Teske-Schule zu einem „Bildungsstandort“ auszubauen. Unter viel Protest war dort im Winter eine Notunterkunft für Flüchtlinge geräumt worden, um Platz für etwa 15 Willkommensklassen zu schaffen.

Ein Grund, warum trotz sinkenden Bedarfs an der Ausbaumaßnahme festgehalten wird: Auch die Volkshochschule und die Musikschule, beide dezentral organisiert und knapp an Räumen, sollen das Gebäude mitnutzen dürfen. Und der Bezirk freut sich über ein frisch saniertes Schulgebäude, das angesichts insgesamt steigender Schülerzahlen in Zukunft auch als Schulstandort wieder eine Option wird. Anna Klöpper