Ganz zu Hause in der Stadt

Kommentar

von Alke Wierth

Karneval der Kulturen läuft rund

Er ist angekommen. Mit dem 21. Mal, zu dem der Umzug des Karnevals der Kulturen am Sonntag durch die Straßen Berlins zog, hat sich gezeigt, dass das Fest nun in der Stadt ganz zu Hause ist – trotz oder vielleicht gerade wegen all der Querelen, die es in den vergangenen Jahren um das Multikulti-Spektakel gab.

Es ist zumindest für die SenatorInnen der sozialdemokratischen Regierungsfraktion eine Selbstverständlichkeit geworden, sich auf dem Karneval zu zeigen und Statements über die geglückte Diversität Berlins abzugeben. Vielen der PolizistInnen, die das Fest sichern, ist an der erkennbarer Gutgelauntheit anzumerken, dass es für sie wohl nicht zu den unangenehmen Events dieser Stadt gehört. Und: Deren BewohnerInnen haben sich in den letzten zwei, drei Jahren den Karneval als Publikum zurückerobert.

Während das Fest sich vor einigen Jahren zu einer tourismusfördernden Routineshow zu entwickeln schien, was auch Teilnehmer selbst kritisierten, hat es nun den Charme der frühen Jahre zurück. Der zeigt sich auf dem Umzug auch im Unperfekten, Improvisierten, Selbstgebastelten und spiegelt gerade damit eine wichtige Eigenschaft der Lebenswelt wider, die er abbilden will: der des bunten Zusammenlebens.

Dass das etwa den jungen NeuberlinerInnen aus Europa, USA, Israel gefällt, die seit Längerem gerade in die Bezirke Neukölln und Kreuzberg einwandern, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass die pseudoschicke ProvinzprinzessInenplörre „Caipi“ als bestimmendes Karnevalsgetränk zunehmend den unter BerlinerInnen aller Länder beliebteren handfesten Bieren weicht.

Das ist gut. Gut, weil es zeigt, dass die jungen, internationalen BerlinerInnen bereit sind, eine Tradition nicht nur zu feiern, sondern tatsächlich zu akzeptieren, auch wenn diese sich eben nicht jedes Jahr ganz neu erfindet.

So sind Volks- und Völkerfeste: Sie pflegen Traditionen, Gemeinschaft, Zusammenhalt. In diesem Sinne ist der Karneval der Kulturen das für Berlin best geeignete Volksfest.