: MUSIK
MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt
Ach, die himmlischen Sphären. Muss man doch auch immer mal wieder reinhorchen.
In Sachen akustischer Transzendenz empfiehlt sich die Arbeit des aus Kanada kommenden elektronischen Musikers Tim Hecker, der mit seinem neuen Album „Love Streams“ gerade wieder so eine Ambientausspähung von forciert sakralen Stimmungen vorgelegt hat. Dass diesen Klängen manchmal noch ein paar Störgeräusche zur Seite gestellt sind, muss man vielleicht als die letzten kleinmütigen agnostischen Anfragen an dieses tatsächlich schön und elegant geschwungene Weihrauchkesselchen hören. Im für allerlei Weihevolles immer aufgeschlossenen Berghain wird Hecker heute am Donnerstag sein Album präsentieren. Dazu gibt es noch von Wolf Eyes aus Detroit einen heftigst gebolzten Noiserock. Weil ja auch im schieren Lärm immer eine Erlösung winken mag (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 23 €).
Immer gut: zur spirituellen Entspannung was von den Gesängen der gregorianischen Mönche auflegen.
Andere Heilslehren: Dafür würden sich zum Beispiel Oum Shatt andienen, deren Name man doch nur mal im Dauerloop als Mantra murmeln muss für eine ordentliche Erleuchtung, und dazu spielt die Berliner Band um Jonas Poppe dann einen lakonischen Rock’n’ Roll ohne irgendwelchen Speck an den Rippen, in dem innen drin noch ein kleines Herz für den Electropop schlägt und ein anderes für hingeschummelte arabische Surfmelodien. Am Samstag stellen Oum Shatt im Antje Øklesund ihr erstes Album vor (Rigaer Str. 71–73, 22 Uhr, 13 €).
Oder man geht an diesem Samstag zu The Dirty Nil ins Maze (dem ehemaligen Bang Bang Club), einem Trio aus Kanada, das mit gehörigem Schmackes einen ziemlich dreckigen und druckvollen Rock’n’ Roll an die Wand wirft mit so Melodien, dass allen, die mal eine Leidenschaft für Dinosaur Jr., Fugazi, Guided by Voices oder meinetwegen auch Nirvana hegten, Tränen der Rührung in den Ohren haben sollten (Mehringdamm 61, 21 Uhr, VVK: 13 €).
Am Montag gibt es im Roten Salon einen Abend für die Freunde des gepflegten Schallplattenspielerspiels. Hier treten mit Philip Jeck, neben Christian Marclay einer der Pioniere des Turntablism, und Joke Lanz Fachkräfte der Plattenspielermusik an, dazu hat man mit Audrey Chen noch eine Innenschau-Impro mit recht umgestülpten Krk- und Boink-Tönen von Cello und Stimme (Rosa-Luxemburg-Platz, 20 Uhr, 19 €).
Diese Woche feiert man übrigens Pfingsten. Da geht es um den Heiligen Geist und wie der einen so erfüllen kann, dass man plötzlich auch in fremden Zungen zu sprechen vermag.
Was doch irgendwie ziemlich nach Pop klingt.
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