Künstleraustausch
: Sehenund säen

Hamburger Kunsträume

von Hajo Schiff

Aus einem anderen Blickwinkel zu gucken, ist ein Kernelement der Kunstpraxis, wichtig ist also der Künstleraustausch. Im Rahmen des Projekts „See, Saw, Seeds“ (ein nettes Wortspiel mit Schaukeln, Sehen und Säen) kooperieren Kunstkollektive aus Finnland, Deutschland, Japan und den Vereinigten Emiraten. Zurzeit sind die Künstlerinnen Yuki Asano und Satoko Fujikawa aus Kobe mehrere Wochen zu Gast im Gängeviertel.

Wie die Theoretikerin Satoko Takahashi gehören sie zur 1994 gegründeten Gruppe C.A.P. (Conference on Art and Art Projects): Zwölf Künstlerinnen und Künstler leben und arbeiten in einer alten Fabrik in Kobe und agieren gleichermaßen im sozialen und künstlerischen Feld. Hier entstand auch die Idee zum Austausch. Alle beteiligten Gruppen haben dabei nur die Gemeinsamkeit, dass es um selbstorganisierte Gruppen handelt.

Nun ist das Politische dieses Konzepts der Ausstellung im „MOM art space“ des Gängeviertels kaum anzusehen. Eindeutig dominiert die Japan so durchgängig bestimmende Ästhetisierung, wenn Yuki Asano ein kleines weißes „Seelenboot“ zwischen die Doppelfenster einfügt, kleine weggeworfenen Gegenstände zum Mobile zusammenbaut, die Wand in Bodennähe fein rosa mit Kreide bestäubt und in ihren grundrissartigen Zeichnungen so zart wenige Objekte einzeichnet, dass die Blätter auf der Wand von Weitem wie leere weiße Farbsetzungen erscheinen.

Und doch ist das Arbeiten mit diesen Fundstücken schon etwas Fremdes: Idealerweise sollte in Japan kein Müll herumliegen, zeigt man auch nicht seine Gefühle. Gerade aber das tut Satoko Fujikawa, indem sie in der Serie „Cold Scores“ (= Herpes) Augen, Mund und Zunge so zeichnet, wie sie sich bei Schmerzen anfühlen: Das realistische Bild löst sich in eigenartig dysfunktionale und unangenehme Wucherungen auf. (Finissage: 26. Mai, 19 Uhr)