Mehr Lohn und Personal für alle

Tarifkonflikt 900 Beschäftigte der Kliniken Vivantes und Charité streiken vor ihren Krankenhäusern

Einen Pflegeroboter, doppelt so groß wie ein Mensch, malen die Streikenden am Montagmorgen auf ein Transparent vor dem Vivantes-Urbanklinikum. Der Roboter auf dem Bild macht alles gleichzeitig: Er nimmt Blut ab, telefoniert und horcht Patienten die Brust ab. „Er soll zeigen, welche hohen Anforderungen an das Personal gestellt werden“, sagt eine Auszubildende des Urbanklinikums, die namentlich nicht genannt werden möchte. „Wir sind unterbesetzt und überlastet“, fügt sie hinzu.

400 Beschäftigte der Vivantes-Kliniken haben im Rahmen des Tarifkonfliktes des öffentlichen Dienstes die Arbeit niedergelegt. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu einem zweitägigen Warnstreik aufgerufen. Die Forderungen lauten: 6 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die Übernahme von Auszubildenden und eine Entfristung von Verträgen.

Tarifvertrag gefordert

Die Vivantes-Beschäftigten fordern auch mehr Personal und dass der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst für alle Beschäftigten der Vivantes-Kliniken gelte. Nur 8.000 bis 10.000 der insgesamt 15.000 Beschäftigten bei Vivantes, sind nach Angaben von Verdi-Sekretärin Janine Balder von den laufenden Verhandlungen betroffen.

Auf diese Forderung entgegnet Kristina Tschenett, Pressesprecherin des Konzerns: „Vivantes kann nicht mehr Geld ausgeben, als es Einnahmen hat.“

Am Montagmorgen beteiligten sich auch 500 Beschäftigte der Charité am Verdi-Streik. Sie unterstützen die Tarifforderungen von Vivantes-Beschäftigten und fordern zudem mehr Personal.

Im Vorfeld uneinig waren sich die Verhandlungspartner über die Notdienstvereinbarung, die den Notdienst während des Streiks regelt. Da sie zwischen Verdi und den Kliniken nicht zustande gekommen war, können keine kompletten Stationen bestreikt werden. Ganze Stationen zu schließen hält wiederum Vivantes für unangemessen. „Das hätte man jedoch unproblematisch organisieren können“, sagt Heike Spies, ­Gewerkschaftssekretärin von Verdi. Aufgeben will sie trotzdem nicht. Zusammen mit den anderen 100 Streikenden vor dem Urbankrankenhaus trägt sie die Lohn- und Personalforderungen an die Öffentlichkeit.

Sophie Schmalz