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Bremen restituiert Skelette

KNOCHEN-RÜCKGABE

Dass sich der Bremer Senat mit Skeletten befasst, kommt nicht jede Woche vor. Vergangenen Dienstag jedoch beschloss die Landesregierung, 26 Gebeine aus dem Bremer Übersee-Museum zurück nach Neuseeland bringen zu lassen. Sie stammen überwiegend von Angehörigen der Maori, das Senatsprotokoll listet jedoch auch „zwei Skelette, 13 Schädel sowie zwölf und ein halber Unterkiefer“ der bereits ausgestorbenen Ethnie der Moriori auf. Sie waren seit 1896 in Bremen ausgestellt worden.

Die Restitution, die auf Antrag der neuseeländischen Regierung erfolgt, ist Sache des Senats, weil die „Human Remains“ schon vor 1999 in den Sammlungsbestand übergegangen waren. Damals wurde das Museum noch nicht von einer Stiftung getragen, sondern war nachgeordnete Dienststelle des Senators für Kunst und Wissenschaft. Insofern gelten die Skelette als Senatsbesitz.

Es handele sich bei der Rückgabe „um eine freiwillige Geste der Freien Hansestadt Bremen“, betont die Pressestelle, „da die Einrede der Verjährung geltend gemacht werden könnte“. Daneben erwähnt der Senat jedoch die mittlerweile formulierten rechtsethischen Standards, die einen moralischen und fachlichen Rahmen für die komplexe Thematik zu setzen versuchen. Bereits vor zehn Jahren hatte das Übersee-Museum aus eigener Initiative zwei Maori-Köpfe zurückgegeben.

Abgesehen von etwa 500 BremerInnen, die bislang noch niemand zurückhaben wollte, hat das Haus noch die Überreste von etwa 40 Nicht-EuropäerInnen in seinen Beständen. Anders als bei der Provenienzforschung im Zusammenhang mit NS-Raubgut gibt es bislang nicht die Möglichkeit, beim Bund Projektmittel zur Aufarbeitung solcher kolonialer Altlasten zu beantragen.

Dass Restitutionen gut vorbereitet sein müssen, zeigen schlechte Erfahrungen: In den 70ern, als Museen erstmals bereit waren, sich von moralisch problematischen Objekten zu trennen, tauchte auf dem Londoner Schwarzmarkt eine bemerkenswerte Menge an Schrumpfköpfen auf. Und Ende der 90er wurden etwas weniger auffälligere menschenbasierte Gegenstände auf Ebay gehandelt. HB

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