: Finale ohne Hertha
DFB-Pokal Dortmunder gewinnen 3:0 in Berlin
Sicher, ein Großteil der 76.233 ZuschauerInnen im Olympiastadion hielt es eher mit den Gästen aus Dortmund. Doch die Mehrheit des Publikums beim DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwochabend drückte Hertha BSC die Daumen. Und diese Mehrheit wurde bitterlich enttäuscht: endlich mal das Endspiel in der eigenen Stadt zu erreichen, daraus wurde nichts.
„Das Wort Hoffnung ist ein schlechtes Wort“, sagte Hertha-Trainer Pál Dárdai nach der Partie. Von „Wutrede“ und „ausrasten“ war hernach in der Hauptstadtpresse zu lesen. Dabei hatte der Ungar lediglich darauf hingewiesen, dass sein Konzept als Coach nicht in Träumen besteht, sondern in harter Arbeit. Tatsächlich gehört die Hertha zu den lauffreudigsten Teams der Bundesliga. Auch an diesem Pokalabend lag es sicher nicht an mangelndem Kampfgeist.
Bei dem Frust über die deutliche 0:3-Niederlage wird allzu leicht vergessen, dass die Hertha noch als klarer Abstiegskandidat in die Saison gegangen war: ein Team, das am Ende der Vorsaison nur aufgrund der besseren Tordifferenz nicht in die Abstiegsrelegation musste. Das von Pál Dárdai dann in der Kürze der Zeit zu einer extrem gut organisierten Einheit geformt worden ist. Das dann überraschend eine Saison spielte, in der bis zum jetzigen Zeitpunkt sogar ein Champions-League-Platz drin war.
Nächster Gegner: die Bayern
Klar, auch die PR-Abteilung des Millionenunternehmens Hertha ist an der schlechten Stimmung bei den Fans nicht ganz unschuldig. Dass Dárdai sich zitieren ließ, er wolle sich von seiner möglichen Finaleinzugsprämie eine Luxusuhr gönnen, brachte nicht gerade Sympathiepunkte.
Dennoch täten alle Beteiligten gut daran, die Enttäuschung und den Frust über diese verpasste Chance schnell abzuhaken. In der Liga stehen noch vier Spiele aus. Und noch immer rangiert Hertha auf Platz vier – damit wäre die Qualifikation für die Champions League drin.
Doch das nächste Spiel ist bekanntlich immer das schwerste. Das ist in diesem Fall nicht nur eine altbekannte Fußballfloskel, sondern eine Tatsache. Denn am Samstag werden wieder 76.000 AnhängerInnen den Weg ins Olympiastadion finden, und wieder wird der Gegner auf dem Papier stärker sein. Der nämlich heißt FC Bayern München.
André Anchuelo
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