Agrarminister Schmidt prüft staatliches Fleischsiegel

Tiere Verbraucher sollen Haltungsbedingungen erkennen. Probleme bei freiwilliger Initiative

„Die Verbraucher wollen wissen, wie das Tier gelebt hat“

Thomas Schröder, Tierschutzbund

BERLIN taz | Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) denkt über die Einführung eines Fleischsiegels nach, mit dessen Hilfe VerbraucherInnen – wie bisher schon bei Eiern – erkennen können, unter welchen Bedingungen die Tiere gehalten wurden. „Regionalität, Spezialisierung und Tierwohl bieten ein großes Potenzial für steigende Erzeugerpreise“, sagte Schmidt der Welt am Sonntag. „Deshalb prüft mein Ministerium derzeit die Umsetzung eines Tierwohl-Labels mit staatlicher Rahmensetzung.“

Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröter, begrüßte die Ankündigung. „Endlich nimmt Minister Schmidt seine Rolle als Gesetzgeber wahr“, sagte er der Zeitung. „Die Verbraucher wollen wissen, wie das Tier im Stall gelebt hat.“ Auch von den Grünen kam Unterstützung: „Das Tierwohlsiegel kann ein erster Schritt aus der Sackgasse sein, in die die rückschrittige Agrarpolitik der vergangenen Jahre geführt hat“, sagte ihr agrarpolitischer Sprecher, Friedrich Ostendorff. Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied, hält ein Schweinesiegel hingegen nicht für praktikabel. „Eine Kennzeichnung wie bei Eiern ist bei der Schweinehaltung nicht möglich, da die Haltungsformen vielfältiger und weniger abgrenzbar sind“, sagte er.

Bei Eiern ist an einer aufgedruckten Zahl zu sehen, wie die Hühner gehalten worden sind: 0 steht für Bio-, 1 für Freiland-, 2 für Boden- und 3 für Käfighaltung. Beim Fleisch gibt es hingegen bisher keine einheitliche Kennzeichnung. Neben Siegeln für Biofleisch und dem wenig verbreiten Neuland-Siegel für artgerechte Tierhaltung haben mehrere Lebensmittel-Einzelhändler im letzten Jahr die „Initiative Tierwohl gestartet“, bei der mit einem geringen Aufpreis Verbesserungen in Ställen finanziert werden. Auskunft zur Herkunft des angebotenen Fleischs bietet es aber nicht; zudem langen die Einnahmen bei Weitem nicht, um alle an Verbesserungen interessierten Landwirte zu unterstützen. MKR