No Risk, no Sun?

GELDANLAGE Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien gibt es viele, doch die Risiken sind sehr unterschiedlich

In Windanlagen investieren? Klar, aber am besten regional Foto: Paul Langrock/Zenit/laif

von Bernward Janzing

Und wieder ist viel Geld von Privatanlegern futsch: Der Holzpelletproduzent German Pellets musste im Februar Insolvenz anmelden. Die Genussscheine und Anleihen des Unternehmens sind an der Börse inzwischen praktisch wertlos, sie notierten in den vergangenen Wochen nur noch bei einem oder auch zwei Prozent des Nennwertes – der Markt rechnet praktisch mit einem Totalverlust.

Bitter ist das auch für die mehr als 10.000 Kleinanleger, die einen guten Teil jener weit mehr als 200 Millionen Euro aufbrachten, die German Pellets in den vergangenen Jahren eingeworben hatte. Drei Anleihen und ein Genussrecht lockten einst mit Renditen von bis zu acht Prozent, doch dieses Geld konnte die Firma mit Sitz in Wismar nicht erwirtschaften.

So bleibt nun die Frage: Was können Anleger, die ökologisch investieren wollen, aus der Pleite lernen? Verschiedenes: zum einen die nicht ganz neue Erkenntnis, dass hohe Renditen immer auch mit hohen Risiken einhergehen. Man muss sich als Anleger nur die ganz banale Frage stellen: Warum bezahlt eine Firma ihren Geldgebern so hohe Zinsen, während Banken inzwischen Kredite zu Minizinsen vergeben? Die nächstliegende Antwort: Weil das Unternehmen bei der Bank den nötigen Kredit nicht mehr bekommt.

Des Weiteren sollten Investoren die unternehmerische Konstruktion ihres Geschäftspartners betrachten. Wer Anleihen oder Genussrechte einer Firma kauft, hat kein Mitspracherecht, wer Anteilseigner etwa einer GmbH & Co. KG oder einer Genossenschaft wird, kann hingegen über die Gesellschafterversammlung mitentscheiden. Ebenso natürlich Aktionäre. Und das hat erhebliche praktische Bedeutung: Es hat schon Fälle gegeben, in denen Kommanditisten den Geschäftsführer ihrer Gesellschaft rauswarfen und einen neuen wählten. Kauft man Anleihen oder Genussscheine, wie im Fall German Pellets, kann man den Geschäftsführer jedoch nicht abwählen, wenn die Geschäfte schlecht laufen. Das Mitspracherecht sollte man als Anleger also nicht unterschätzen.

Ansonsten ist es wichtig, sich die möglichen Arten von Risiken einer Ökoinvestition nüchtern vor Augen zu führen. Da gibt es zum einen Risiken, die in den handelnden Personen liegen, also in möglicherweise unfähigen, unseriösen oder gar kriminellen Akteuren. Das zweite sind Risiken der betreffenden Märkte, in denen das Unternehmen agiert. Und das dritte sind Risiken des konkreten Projektes, wie falsche Technik oder ein falscher Standort.

Also der Reihe nach. Gegen das Risiko, den falschen Akteuren in die Arme zu rennen, hilft es oft, sich die Personen anzuschauen. Einfach ist das, wenn es sich um regionale Anbieter handelt. Wer sind die handelnden Akteure? Will man denen sein Geld anvertrauen? Ideal sind Bürgerprojekte, oder solche von Unternehmern, die in der Energieszene bekannt sind und auch Referenzobjekte vorweisen können. Solche Aspekte können sogar wichtiger sein als alle Angaben in einem von der Finanzdienstleistungsaufsicht geprüften Anlageprospekt.

Als nächstes sind die Märkte zu bewerten. Je komplexer die Abhängigkeiten sind, umso kritischer sind die Anlageformen für Privatinvestoren. Denn welcher Kleinanleger kann zum Beispiel – um beim Fall German Pellets zu bleiben – die internationalen Holzmärkte angemessen bewerten?

Warum zahlt eine Firma hohe Zinsen, obwohl Kredite gerade günstig sind?

Eine Firma hingegen, die ein lokales Holzheizwerk mit Brennstoff aus der Region betreibt und über ein Nahwärmenetz einen Stadtteil mit Wärme versorgt, ist weniger marktsensibel. Dagegen ist die Investition in ein Solarunternehmen, das weltweit agiert (entsprechend bittere Erfahrungen haben zum Beispiel die Anleger von Solarworld im Jahr 2013 gemacht), anfälliger für turbulente Weltmärkte als in eine konkrete Solaranlage in der Region.

Bei weniger komplexen Geschäftsmodellen, wie Windkraft- oder Photovoltaikprojekten, zählt dann für Investoren vor allem das dritte Kriterium: Ist der Standort gut und taugt die Technik? Die Technik ist inzwischen etabliert, da gibt es bei neuen Ökostromerzeugern selten noch Überraschungen. Also bleibt heute vor allem die Standortfrage. Zum einen natürlich rein von der physischen Geografie her: Ist der Windstandort attraktiv? Wer regional investiert, ist im Vorteil, wenn er die Örtlichkeiten kennt.

Die Bedeutung einer guten Standortwahl ist aber auch politisch zu verstehen. Wer im Ausland investiert, sollte sich genau informieren, wie es dort um die Rechtssicherheit steht. Spanien zum Beispiel kürzte in der Vergangenheit Einspeisevergütungen, die für erneuerbare Energien zugesagt waren. Auch Tschechien trat die Investitionssicherheit mit Füßen, indem das Land Garantien kassierte. In Deutschland gilt derartiges als unvereinbar mit dem rechtsstaatlichen Prinzip des Vertrauensschutzes.

Fazit: Die Risiken einer Investition sind oft besser abzuschätzen, wenn man regional investiert – bekannte Standorte, Akteure und Rahmenbedingungen. Das ist der Charme der erneuerbaren Energien, sie fallen so dezentral an.