: CDU lässt die Kuh raus
Muh Finanzielle Anreize für Landwirte, die ihren Rindern Weidegang ermöglichen, fordert die CDU-Fraktion. Denn wirtschaftlich ergiebiger sei die Stallhaltung. Grüne sind skeptisch
Frank Imhoff, CDU
Der Senat soll Anreize dafür schaffen, dass Bremer Landwirte ihre Rinder auf die Weide lassen. Das fordert jetzt die CDU-Fraktion in einem Antrag an die Bürgerschaft. Der Weidegang im Sommer diene dem Tierwohl und dem Naturschutz, weil so der Feuchtgrünlandgürtel um Bremen erhalten bleibe, begründet Frank Imhoff, landwirtschaftspolitischer Sprecher der CDU, die Initiative.
Nach seiner Erfahrung würden die Rinder heute immer seltener auf die Weiden gelassen. „Wir selbst haben die Kälber früher schneller raus gebracht“, sagte Imhoff, der selbst 90 Milchkühe hält. In einem Schreiben an die Landwirtschaftsdeputation sagte der Senat im März 2015 allerdings: „Nach Einschätzung des Lebensmittelüberwachungs-, Tierschutz- und Veterinärdienstes des Landes Bremens hat sich die Veränderung in den letzten Jahren in Bremen eher mehr in Richtung Weidehaltung verschoben.“ Und: „Derzeit werden in Bremen circa 90 Prozent der Rinder in Weidehaltung gehalten.“
Das Problem sei, dass Weidehaltung sich nicht lohne, so Imhoff. Im Antrag seiner Fraktion heißt es: „Die Dumpingpreise der Discounter und die verbreitete Geiz-ist-Geil-Mentalität der Konsumenten setzen die Milchproduzenten so unter Druck, dass ihnen oftmals aus wirtschaftlicher Sicht keine Alternative zur Stallhaltung bleibt.“
Imhoff erklärt, woran das aus seiner Sicht liegt. „Im Stall können Sie die Energie durch Kraftfutter wie Mais viel besser reinfüttern.“ Auf der Weide gebe es nur das Gras. Das aber kurbelt die Milchproduktion nicht so an wie Kraftfutter. Außerdem sei der Aufwand höher, weil das Vieh raus gebracht und abends wieder in den Stall zurück geholt werden müsse. Dabei sind manche Betriebe so durchtechnisiert, dass Roboter alle Arbeiten übernehmen.
Aber fallen nicht an anderer Stelle weniger Kosten an, weil Kühe Gras viel besser verwerten können? „Ja“, sagt Imhoff, „für die Trächtigkeit und die Gesundheit ist die Weidehaltung besser.“ Und: Molkereien zahlen für Milch, die sie als „Weidemilch“ vermarkten können, einen Cent mehr pro Liter. „Klar, das rechnet sich auch.“
Dennoch findet Imhoff, dass Landwirte vom Staat finanziell belohnt werden müssen, wenn sie „die Kuh raus lassen“, wie Bioland-Betriebe werben. „Es wird ja auch sonst viel Geld für den Naturschutz und das Tierwohl ausgegeben.“ Von Vorschriften per Gesetz hält er dagegen gar nichts, die Bauern müssten unterstützt und beraten werden.
Jan Saffe, Sprecher der Grünen-Fraktion für Tier- und Verbraucherschutz, findet den CDU-Antrag inhaltlich gut, glaubt aber, dass die Bauern aus eigenem Interesse und Antrieb auf Weidehaltung umsteigen können. Zudem würden auch in Bremen immer mehr Höfe auf biologische Landwirtschaft umstellen. Biokühe stehen aber auch dort längst nicht immer auf der Weide. Dies ist nur bei Demeter-Betrieben vorgeschrieben.
Im Land Bremen lebten zum Stichtag am 3. November 2015 genau 10.472 Rinder, darunter Kälber, Bullen, Ochsen und 4.059 Milchkühe in 54 Betrieben. Im Jahr 2000 waren es fast noch doppelt so viele Höfe. Der Milchviehbestand nimmt in Bremen dafür gegen den Bundestrend leicht zu. Eiken Bruhn
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