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LESERINNENBRIEFE

Danke, Herr Vorsitzender

■ betr.: „Polizei und Rassismus“, taz vom 22. 12. 12

Danke, Herr Vorsitzender der GdP, dass Sie mir noch mal gesagt haben, was ich als Bürger zu akzeptieren habe. Dass ich kontrolliert werde, weil ich ja nichts zu verbergen habe? Als exotisch aussehender Geburtsdeutscher, der sich intensiv mit jüngerer deutscher Geschichte auseinandergesetzt hat, wird mir bei solchen Zitaten immer etwas mulmig … Als Bürger dachte ich naiver Hinterwäldler, dass die Polizei für den Menschen da sei und nicht wir Bürger uns zu verhalten haben, wie unter der Polizeibrille zu erkennen ist.

MICHAEL LAUDEHR, Hamburg

Okay, ich verstehe Sie nicht

■ betr.: „Polizei und Rassismus“, taz vom 22. 12. 12

„Wenn ich nichts zu verbergen habe, dann kann ich mich ja auch kontrollieren lassen, oder?“ – Frage: „In Großbritannien gibt es eine unabhängige Beschwerdestelle, um polizeiliches Fehlverhalten besser ahnden zu können …“ Antwort 2: „Ich finde es falsch, die Polizei unter einen Pauschalverdacht zu stellen“ und später: „Pauschalschelte (gegenüber der Polizei, natürlich) bringt uns da nicht weiter.“

Okay, Herr Witthaut. Ich verstehe Sie nicht. Wenn man nichts zu verbergen hat, dann kann man sich ja auch kontrollieren lassen. Oder? LARISSA WEGENER, Bötzingen

Vorurteile treten offen zu Tage

■ betr.: „Polizei und Rassismus“, taz vom 22. 12. 12

Im Interview mit dem Chef der Polizeigewerkschaft wird im Grunde deutlich, wie sehr eine rechte Grundhaltung in der Polizei vorhanden ist, aber beschönigt werden soll. In nahezu jeder Antwort auf die Fragen sind Vorurteile im Grundtenor vorhanden. Entweder wird den Fragen des Interviewers mit Allgemeinplätzen ausgewichen, oder die Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund treten offen zu Tage.

In Regionen mit hohen konfliktreichen Milieus und hohem Ausländeranteil kann das Vorurteile nähren. Wenn es Leute in Uniform in der Ausbildung gibt, die sich mit dem Hitlergruß abbilden lassen, stehen die meist unter Alkoholeinfluss. Es gibt keine Gesinnungstests in der Polizei. Möglicherweise ist das aber nötig, wenn schon von Sportlern verlangt wird, dass sie auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, um Sportförderung zu erhalten. Dabei erinnere ich mich an Zeiten, da konnte niemand als Postbote verbeamtet werden, wenn er der KPD angehörte, aber zur Polizei kann man mit einer rechten Gesinnung gehen. ALBERT WAGNER, Bochum

Politik ohne Drohnen

■ betr.: „Wenn Kriegführen zu einfach wird“, taz vom 20. 12. 12

Bernd Pickerts Kommentar habe ich bis fast zum Ende mit Zustimmung gelesen. Aber warum sagt Pickert nicht, dass mit Drohnen und Krieg aus dem Lehnsessel Frieden nicht zu erreichen ist? Sind dann wirklich gewaltfreie Lösungen – ich spreche eher von Ziviler Konfliktbearbeitung – Lösungen unter vielen? An dieser Stelle müsste die grundsätzliche Frage aufgeworfen werden, ob und wie es gelingen kann, Konflikte ohne militärische Mittel zu bearbeiten und schließlich zu lösen, denn nur dadurch könnte Kooperation an die Stelle von Bedrohung und Krieg treten. Dazu bedarf es nicht des „Neuen Menschen“, sondern nur einer rationalen Politik, die vorbeugend und deeskalierend Konflikte behandelt und angemessene Kompromisse anstrebt. Das wäre auch für EU-Europa eine zukunftsweisende Politik und de Maizière müsste erst gar keine Drohnen anschaffen. ANDREAS BURO, Grävenwiesbach

Modern und aktuell

■ betr.: „Wir fürchten uns nicht!“, taz vom 24. 12. 12

Gratulation zu dieser politischen Interpretation der traditionellen christlichen Weihnachtsgeschichte. Schon mit der sonntaz 22./23. 12. ist es euch gelungen, die Suche nach einer Herberge modern und aktuell umzusetzen, ohne historisierenden Kitsch und Süßlichkeit, stattdessen die ungeschminkte Not einer Romafamilie in Berlin. Und dann der optimistische Ausruf „Wir fürchten uns nicht!“ mit den beeindruckenden Porträts von Menschen, die zu ihrer Überzeugung stehen und für eine bessere Welt kämpfen. Für mich ist das wieder eine Bestätigung: taz muss sein.

TOBIAS POHL, Frankfurt am Main

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