Was tun in Hamburg?:
Di, 19.4., 20 Uhr, Resonanzraum
Eigenwillige Klangakrobaten
Klassischer und Jazz-Gesang, Jodeln, Oberton-Klänge oder Beat-Box: Andreas Schaerer (Foto) ist nicht nur versierter Komponist vom Dada-Jazz bis zur Computerspielvertonung, der Schweizer ist auch ein Vokalakrobat, der seinesgleichen sucht. Gemeinsam mit seinem langjährigen Duo-Partner, dem Perkussionisten Lucas Niggli, präsentiert er nun in der Konzertreihe „Toxic Tunes“ unter dem Titel „Sing the body electric“ ein ebenso eigenwilliges wie knisterndes Aggregat aus Stimme und Klang, das dazu noch live vom umtriebigen Hamburger Sampler-, Synthesizer- und Effektgerätemeister Viktor Marek geremixt wird. Dazu gesellt sich schließlich auch noch Mareks langjähriger Duo-Partner Ashraf Sharif Khan mit seiner – Sitar.
Do, 21.4., 19.30 Uhr, Literaturhaus
Warten auf die Wunderpille
Da ist dieses merkwürdige Kribbeln, das Gefühl, als wate man „mit Betonklötzen an den Füßen durch dicke Tunke“, als seien die Extremitäten „mit Quark eingestrichen und danach eng bandagiert worden“ – Carsten Klook weiß, wie sich Multiple Sklerose anfühlt: Er ist selbst daran erkrankt. In seinem elften Roman „Psychocalypse oder Das Warten auf Fu“ (Books on Demand, 528 S., 19,80 Euro) erzählt der Hamburger Autor nun die Geschichte von Marco Ferrtereit: Der wartet psychisch labil und mit MS-Diagnose auf das neue Wundermittel namens Fumarsäure – die bisherige Therapie hatte seine Depression nur noch mehr angefacht. Also schnappt sich Marco Ferrtereit einen Kuli und schreibt sich den Frust von der Seele.
Eine tragikomische Geschichte vom langsamen Akzeptieren einer schweren Krankheit ist Klooks Buch – und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gesundheitssystem, den Zuständen in den Kliniken und dem Umgang mit psychisch kranken Menschen. MATT
Fr, 22.4. bis Sa, 30.4., Kulturhaus 73
Klassik ohne Schlips
Da wird er es sich also gemütlich machen im Haus 73: Eine Woche lang richtet sich der italienische Dirigent und Pianist Marino Formenti im Rahmen des Musikfests am Schulterblatt ein, um mit befreundeten Profis und Laien zu musizieren: Von Freitag bis Freitag können Interessierte zwischen 14 und 22 Uhr vorbei kommen – mit Instrument, wenn angemeldet; zusammen gefeiert wird dann am Samstag, dem 30. April. Ein partizipatives Projekt, wie es Kritiker des Klassikbetriebs immer wieder fordern: Als Work in Progress ist diese „Open House“-Woche gedacht, aufgeschlossen gegenüber allen Genres, dafür ohne Schlips und Kragen. Wer mitproben möchte, schreibt eine Mail an Sandra Hoffmann: berlin.sandrahoffmann@gmail.com. PS
Di, 19.4., 20 Uhr, Nochtspeicher
Scheusalsroman
Man konnte sich beinahe manipuliert fühlen: Als Karen Duves jüngster Roman „Macht“ anstand, überschlug sich der Verlag vor Skandal!-Gesumms und Geheimnishuberei: So kontrovers war, was sich da in rapsgelbe Buchdeckel hüllt – da durfte keinesfalls vor abgelaufener Sperrfrist geplaudert werden. taz-Rezensentin Kathatrina Granzin erkannte in dem Buch dann das „Porträt eines frauenhassenden Psychopathen in einer Welt kurz vor dem Untergang“, was erst mal kein schlechter Versuchsaufbau ist, und „eine Horrorshow von Unterhaltungswert“. Dass das Scheusal von Hauptfigur auch noch ein ehemaliger Umweltaktivist in einem nur leicht in die Zukunft verlegten Norddeutschland ist: für taz-Lesende eigentlich eine Pflichtangelegenheit. ALDI
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