Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf der Sound der Stadt
Zuerst darf man ein wenig in Erinnerungen schwelgen: am heutigen Freitag und am Samstag mit der Ton Steine Scherben Family in der Ufa-Fabrik, die doch wenigstens beweisen sollte, dass die alten Revoluzzerhymnen rund um das Kreuzberger Gefühl (mit Außenstelle Fresenhagen) zuallererst einfach gute Rocksongs waren, und am Dienstag wird Bob Dylan in der Arena zeigen, dass Dylan-Songs nicht einmal ein Bob Dylan selbst kaputt kriegt. Der Tag der Entscheidung in dieser Woche aber ist der Mittwoch. Zuerst einmal in der Einzeldisziplin Surf mit Alt (die Surfaris im Wild at Heart) gegen Neu (Los Banditos im Red Rooster), und weiter mit der ollen Frage: auf welcher Seite stehst du? Punk oder Disco? Im Wettbewerb hü im Magnet Whomadewho aus Dänemark, deren sacht experimentell ausfransender Pop mit der ganzen Weisheit der Siebziger getränkt ist, und zwar dem kompletten Jahrzehnt von den ersten Disco-Gefühlen bis hin zur keimenden New Wave – ohne dabei sonderlich retro zu klingen. Der Bubblegum-Pop (samt dem Wissen um die Madonna-Scheiben) von Annie aus Norwegen passt hier gut dazu. Dagegen hott im Roadrunners Club die Manikins aus Schweden, die einen nochmals aufgeschmirgelten Garagenbeat machen, wie man ihn auf den einschlägigen Sixties-Samplern mit obskuren Kapellen aus dem mittleren Westen findet. Dazu gibt es dort noch die Shadowmovers, natürlich gleichfalls mit dreckigem Beat. Am Donnerstag darf man dann im Burger mit Oskar ein neue Formation aus Oberschöneweide kennen lernen, die so eine Art Slow-Motion-Soul macht, und dazu tanzt Björk ums Nebentischchen. Auf Eis gelegte Leidenschaften. Lustvoll wird hier sogar in den Rachen von Esoterik-Gesummse und Edel-Jazz geschaut, ohne sich dabei auffressen zu lassen. Schon seltsam genug, diese Musik.
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