Verdrängung in der Schanze: Investoren-Areal wird „eingekreist“
Am Ostersamstag steigt das Schanzenfest vor dem Schanzenhof – als Protest gegen die Gentrifzierung des Areals.
HAMBURG taz | Das traditionelle Schanzenfest im Spätsommer ist aus aktuellem Anlass als „Schanzenfrühjahrsfest“ vorverlegt worden. Am Ostersamstag wird das von Quartiers-BewohnerInnen organisierte alternative Fest rund um den Schanzenhof in der Bartels- , Susannen- und Schanzenstraße stattfinden. Es beginnt um 10 Uhr mit einem AnwohnerInnen-Flohmarkt – eine Livebühne und Soundsysteme sowie Infotische werden aufgebaut.
Grund für die Vorverlegung sind die aktuellen Pläne der Investoren Maximilian und Moritz Schommartz, die den alternativen Schanzenhof 2013 gekauft haben, die Mieten von 8,50 auf 14 Euro pro Quadratmeter anzuheben. Zum Ende dieses Monats haben sie der Drogeneinrichtung „Palette“ und der Kulturetage gekündigt, der Pachtvertrag des Bio-Restaurants und Hotels „Schanzenstern“ läuft aus.
Das Etablissement hat die HWS Immobilien der Gebrüder Schommartz an den Hotelier Stephan Behrmann vermietet, der bereits auf der Reeperbahn das Hostel „Pyjama-Park“ und am Schanzenbahnhof das Hotel „Fritz im Pyjama“ betreibt. Gespräche über eine zumindest teilweise Untervermietung durch Behrmann an die Schanzenstern-Betreiber waren gescheitert.
„Wir wollen das umkämpfte Investorenareal praktisch einkreisen, um deutlich zu machen, wie wir uns ein selbstbestimmtes Leben in der Stadt vorstellen“, sagt Fest-Mitorganisatorin Iris Peters. „Wir rufen dazu auf, sich in der aktuellen Bedrohungssituation solidarisch einzumischen und mit einem gemeinsamen Widerstandsfest rund um das Gebäude gegen Aufwertung und Umstrukturierung aktiv zu werden“ ergänzt Christian Kasten vom Organisationskomitee.
Obwohl das Fest nicht angemeldet worden ist, hat die Polizei wie in den beiden Vorjahren Zurückhaltung angekündigt. „Wir gehen von einem ruhigen Verlauf aus“, sagt Polizeisprecher Jörg Schröder. Man werde sich daher auf verkehrsregelnde Maßnahmen beschränken. Vom Bezirksamt Altona war keine Stellungnahme zu bekommen.
Hotelier Behrmann hat sich schon im Vorweg davon „distanziert“, falls die Polizei auf die Idee käme, zum Schutz seines „Fritz im Pyjama“-Hotels aufzumarschieren. Das provoziere nur und habe den „gegenteiligen Effekt“. Eine frühere Protestaktion vor dem Hotel hatte die Polizei gewaltsam aufgelöst. Dabei hatte es mehrere Verletzte gegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“