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Ex-Chef von Transparency in Chile: Gonzalo Delaveau Foto: Archiv

Intransparenter Saubermann

Die Panama Papers haben den ersten Rücktritt ­gefordert: Ausgerechnet der Chef von Transparency International in Chile, Gonzalo Delaveau, trat am Montagmittag zurück. Zuvor war bekannt geworden, dass Delaveau mit mindestens fünf Briefkastenfirmen in Verbindung steht.

Zwei Jahre war Delaveau Chef der chilenischen Abteilung von Transparency International, deren vornehmliche Aufgabe das Anprangern von Korruption und Vorteilsnahmen durch Amtsträger in Regierungen und Unternehmen ist und deren Glaubwürdigkeit durch das makellose Image ihrer VertreterInnen entsteht. Delaveaus schneller Rücktritt ist denn auch die einzig mögliche Reaktion.

Nach Angaben der chilenischen Stiftung für investigativen Journalismus (Ciper) stand Delaveau als damaliger Sozius einer chilenischen Anwaltskanzlei mindestens seit 2006 mit der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Kontakt. Zudem war er Direktor der kanadischen Bergbaufirma Andes Copper und Geschäftsträger von Vizcachitas, einem Kupferminenprojekt, gegen das sich die lokale Bevölkerung in der Kleinstadt Putaendo seit Jahren wehrt. Andes Copper unterhält Verbindungen zu mindestens fünf Offshorefirmen.

Statt Aufklärung in eigener Sache zu betreiben, lobte sich der Rechtsanwalt und nun Exchef, dass er vor gut vier Jahren zusammen mit anderen Leuten dem chilenischen Ableger neues Leben eingehaucht habe, dass er vor zwei Jahren den Vorsitz nur interimsweise vom Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten, José Miguel Insulza, innehatte, nachdem dieser die Vertretung Chiles beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag übernommen hatte. Dass seine Übergangszeit ohnehin nächste Woche abgelaufen wäre. Und dass er mit seinem vorzeitigen Rücktritt Schaden von Transparency International abwenden wolle.

Auch Transparency versucht sich in Schadensbegrenzung. Da wird der Rücktritt als „Geste Gonzalo Delaveaus wertgeschätzt“. Zugleich wird jegliches Handeln gegen die Redlichkeit und Transparenz verurteilt, die im Zusammenhang mit den Panama Papers öffentlich geworden sind. Jürgen Vogt

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