Mit Schlaganfall auf dem Flur

GESUNDHEIT Kritik an Wartezeiten in der Notfallambulanz – Schleswig-Holstein setzt sich für Portalpraxen ein

Sieben Stunden wartete eine 24-Jährige in der Notaufnahme des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), bis die Diagnose feststand: Schlaganfall. Auch eine 75-Jährige lag mit Schlaganfall-Verdacht stundenlang im Flur des Uniklinikums und wurde dann in ein anderes Haus verlegt, berichteten die Kieler Nachrichten.

Das UKSH verweist auf seine Schweigepflicht und kommentiert etwas vage: Die jüngere Frau sei „von mehreren Ärzten gesehen“, die ältere sei „ausnahmsweise, aber rechtzeitig“ überwiesen worden. Die Klinik bedauert die langen Wartezeiten, betont aber, die Versorgung im Land sei gesichert und die Behandlung werde „medizinisch korrekt ausgeführt“.

Die Fälle werfen ein Licht auf die Not der Notaufnahmen, in denen Menschen mit leichten Wehwehchen mit Schwerkranken um die Zeit des ärztlichen Personals konkurrieren. Eine Hilfe könnten sogenannte Portalpraxen sein, also Hausarztpraxen in der Klinik, die sich im Idealfall einen Tresen mit der Notfallambulanz teilen. Dort könnten Kranke je nach Art ihrer Leiden an die richtige Stelle weitergeschickt werden.

Streit gibt es unter anderem um die Finanzierung, weil die Portalpraxen auch am Abend und an Wochenenden geöffnet sein müssten. Es sei ein Alarmsignal, wenn sogar bei Verdacht auf Schlaganfall Wartezeiten entstünden, sagt Marret Bohn, Gesundheitsexpertin der Grünen im Landtag.

Karsten Jasper (CDU) fordert Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) auf, die Portalpraxen erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Aber das Land ist in der Zwickmühle: Alles, was das neue Krankenhausstrukturgesetz hergibt, sei umgesetzt – „wir sind in der Hinsicht anderen Bundesländern voraus“, sagt Alheit. Das Land hat ein Rechtsgutachten anfertigen lassen, das den Sinn erweiterter Öffnungszeiten zeigt. Nun sei es am Bund zu handeln, sagt die Gesundheitsministerin. EST