: Griechenland stellt IWF an den Pranger
Euro II Laut WikiLeaks will ein hochrangiger Fonds-Mitarbeiter mehr Druck auf Athen. Premier empört
Was war geschehen? Die Internetplattform WikiLeaks hatte ein Papier veröffentlicht, bei dem es sich um die Mitschrift einer Telefonkonferenz zwischen Thomsen und der IWF-Chefkontrolleurin Delia Velculescu sowie der Haushaltsexpertin Iva Petrova handeln soll. Darin rät Thomsen dazu, die griechische Regierung unter Druck zu setzen, damit sie die Sparvorgaben des Fonds akzeptiert. Die Vergangenheit habe gezeigt, soll Thomsen erklärt haben, dass eine „Entscheidung“ erst zustande komme, wenn die Griechen kurz vor der Pleite stehen.
Man könnte diesen Hinweis als einen legitimen Versuch auffassen, den Verhandlungsdruck zu erhöhen. Tsipras aber sieht das anders: „Auf unserem Rücken wollen manche ein gefährliches Spiel von Destabilisierung treiben“, kritisierte er am Samstagabend nach einer Krisensitzung seines Kabinetts und schickte prompt einen Protestbrief an IWF-Chefin Christine Lagarde.
Wer das mutmaßliche Protokoll angefertigt hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls wird es in griechischer Übersetzung in der Zeitung Ethnos veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass der IWF auch gegenüber Europa ein gewisses Misstrauen hegt. Angeblich will Thomsen die Bundeskanzlerin vor die Frage stellen, was „teurer“ wäre: ohne den IWF weiterzumachen oder ein von ihm vorgeschlagener Schuldenschnitt?
Die genaue Verhandlungsposition Athens ist unklar. Tsipras unterstützt den IWF-Vorschlag zum Schuldenschnitt, nicht jedoch die Sparvorgaben des Fonds, die angeblich weiter gehen als Vorschläge der EU-Partner. Jedenfalls will Tsipras einen Kompromiss zulasten Griechenlands vermeiden, bei dem alle Seiten ihre jeweils strengsten Sparvorgaben zu einem besonders schmerzhaften Sparpaket zusammenschmieden. Jannis Papadimitriou
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