: Schiffe in der Warteschlange
Toter Fluss Die Ems soll saniert werden. Nun ziehen die Verantwortlichen in Oldenburg eine erste Zwischenbilanz
Alles ist im Zeitplan, aber nichts ist konkret. So lässt sich die Zwischenbilanz zusammenfassen, die die Verantwortlichen ein Jahr nach dem Inkrafttreten des „Masterplan Ems 2050“ am Dienstag gezogen haben. Unter Protesten und mit knapper Mehrheit hatte der Landkreis Leer im März 2015 dem Konzept zugestimmt. Damit gesellte man sich zu den anderen neuen Vertragspartnern, darunter der Landkreis Emsland, Naturschutzverbände, Behörden, die Landesregierung sowie die Papenburger Meyer-Werft. Grünes Licht also für das Vertragswerk, mit dem die belastete Ems in den kommenden 35 Jahren saniert werden soll.
Über Jahrzehnte hinweg wurde der Fluss für die Papenburger Meyer-Werft immer wieder begradigt und ausgebaggert. Dadurch ist er mittlerweile verschlickt, die Wasserqualität hat gelitten. Nun läuft die Umsetzung. Theoretisch.
Den Schlick loswerden
„Alle Arbeitsschritte sind im Zeitplan“, sagt Franz-Josef Sickelmann, Leiter des Amtes für regionale Landesentwicklung Weser-Ems, wo die Geschäftsstelle des Masterplans angesiedelt ist. Er meint die Studien, die prüfen, wie man den Schlick aus der Ems bekommt und die Wasserqualität verbessert. „Wir wollen die Tideströmung so beeinflussen, dass sich der Schlickauftrag verringert“, sagt Jörg-Peter Eckhold von der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt. Mittels Sohlschwelle oder Tidesteuerung wäre das theoretisch machbar.
Die Maßnahmen brächten Erfolge mit sich, so Sickelmann. Nur wie wie viel sie kosten, weiß niemand. Das sollen die abschließenden Gutachten klären, die bis Ende des Jahres vorliegen sollen.
Konfliktpotenzial
Klar ist aber schon jetzt, dass auf Schiffe mehrere Stunden Wartezeit zukommen: Bis zu vier Stunden pro Tide könnten es werden. Das birgt Konfliktpotenzial. Außerdem gibt es Komplikationen beim Bau des Versuchspolders in Vellage. Wie eine Art überdimensionierter Spülkasten soll er einmal den Schwebstofftransport stromabwärts regulieren.
Für den Bau wird Boden ausgehoben, der aber anders beschaffen ist als gedacht. „Wir haben viel Wurzelwerk gefunden, das wir fachgerecht entsorgen müssen“, so Dieckschäfer vom Niedersächsischen Landesamt für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Weil das nicht über den Deichbau geht, fehlt Platz. Jetzt umfasst die Polderfläche statt 20 nur noch 13 Hektar. Sickelmann bleibt trotz der Komplikationen gelassen: „Der Zeitplan ist nicht gefährdet, er ist nur nicht so sicher.“ Was nun sicher umgesetzt wird, bleibt bis Jahresende unklar. Dann entscheidet die Lenkungsgruppe auf Basis der dann vorliegenden Gutachten. Manuela Sies
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