Anonymous gegen Trump: Hackers without a cause

Das Kollektiv Anonymous findet Trump blöd und stellt deshalb Adressen von Familienangehörigen und Mitarbeitern online.

Zwei Personen im schwarzen Kapuzen-Jacken und Guy-Fawkes-Masken vor dem Gesicht

Hinter den Masken: Anonymous-Aktivisten Foto: reuters

Ein bisschen mögen muss man die Hacker-Bewegung Anonymous. Schon allein, weil ihre Leute machen, was man manchmal selbst gerne täte: den bösen Regimen und Eliten dieser Welt ans Bein pinkeln. Sie haben dem IS den digitalen Kampf angesagt, die Machenschaften der Wallstreet angeprangert, den Arabischen Frühling unterstützt und legten aus Protest gegen die Frauenfeindlichkeit der katholischen Kirche die Website des Vatikans lahm. Anonymous hat bei aller Illegalität etwas vom nerdigen Charme der Marvel-Superhelden.

Ihr neuestes Opfer heißt Donald Trump. Auch dafür kann man Verständnis aufbringen, wenn man etwas gegen Hetzpolitik und Neoliberalismus hat. Unter dem Hashtag #OpTrump wurde zunächst via YouTube und Twitter dazu aufgerufen, am 1. April die Websites des US-Präsidentschaftskandidaten lahmzulegen. Laut CNN hat Anonymous nun aber auch Privatadressen und Sozialversicherungsnummern von Bekannten, Mitarbeitern und Familienmitgliedern Trumps veröffentlicht. Der US-Fernsehsender zitiert ein Mitglied des Kollektivs mit den Worten: „Wir sagen nicht, dass wir Trump stoppen können“, es ginge ihnen mehr darum „mit ihm herumzuspielen“.

Achso. Nur: Wenn man Adressdaten von Privatpersonen offenlegt, ist das kein Spiel. Sondern eine ziemliche Geschmackslosigkeit für jemanden, der sich um die Verteidigung von Menschenrechten schert. Und kann im Extremfall als Einladung missverstanden werden, auf die Betroffenen Jagd zu machen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Anonymous mit einer derartigen Aktion in die Kritik gerät. Nun wird auch aus den eigenen Reihen Protest laut: Mitglieder der Bewegung posten als Reaktion auf #OpTrump Videos. Die Webseiten eines Politikers zu sabotieren, heißt es in einem YouTube-Clip, sei „Zensur“. Anonymous setzte sich aber vor allem für Meinungsfreiheit ein und dürfte dem nicht durch eigene Aktionen widersprechen. Ziemlich einleuchtend, oder?

Wie groß der Anteil der gemäßigten Hacker im Kollektiv ist, bleibt schwer zu sagen – prinzipiell kann jeder unter dem Schutz der Guy-Fawkes-Maske agieren. Vielleicht täte dem Kollektiv aber – bei aller Liebäugelei mit Anarchie – eine Formulierung von Grundsätzen ganz gut. Denn Andersdenkende und deren Angehörige durch das Verletzen ihrer Persönlichkeitsrechte mundtot zu machen hat nichts mit politischem Idealismus zu tun.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.