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KommentarKeine Macht den Doofen

Im Kapitalismus werden mit den Drogen die Substanzen verfolgt, die das unverdiente Glück versprechen

Tief sitzt die Angst vor den Drogen. Umso erfreulicher ist die Wende, die sich hierzulande zumindest beim Cannabis abzeichnet, seit die US-Bundesstaaten Colorado und Washington den Stoff im Jahr 2013 durch Volksabstimmung legalisierten.

Die Wende ist vor allem ein Realitätsabgleich. Vor dem Hintergrund der Verbreitung des Krauts wird die Unsinnigkeit offenbar, Hinterhof-Gewächshäusern und ihren Gärtnern mit bewaffneten Spezialeinsatzkommandos auf die Pelle zu rücken – wie es auch in Bremen bis heute geschieht.

Durch derartige Methoden soll, so das Argument der Befürworter einer repressiven Drogenpolitik, das Angebot verringert werden. Nach der Logik: Käme man leichter an den Stoff, würden mehr Menschen konsumieren, abhängig werden und die Katastrophe ihren Lauf nehmen.

Doch was ist diese „Katastrophe“? Bei Drogen mischen sich ideologisch geleitete Fehlurteile mit irrationaler Angst. In einer Welt, in der die Fremdbestimmung kapitalistischer Verwertung sowohl Lohnabhängige wie Kapitalisten vor sich hertreibt, verschiebt sich die Abwehr der Abhängigkeit auf die illegalen Substanzen, die das schnelle und damit unverdiente Glück versprechen. Je mehr Grund für eine Flucht vor der Realität besteht, desto weitreichender wird sie tabuisiert. Dabei halten sich bis heute die Märchen, etwa über Heroin oder Crack, die nach einmaligem Konsum in lebenslange körperliche Abhängigkeit verbannen würden.

Während Süchtige als Kranke Mitleid genießen, gilt der Hass dem Dealer, obwohl keine kriminelle Tat dem täglichen, allgemeinen Warentausch näher ist. Kaufen und Verkaufen, Ware für Geld – bei Süchtigen von Alkohol, Zucker oder Zigaretten ein alltäglicher Vorgang. Wie der „Junkie“, dessen Schreckensbild vielen im Kopf herumgeistert, wenn es um harte Drogen geht, sind aber viele negative Seiten der Drogen gesellschaftlichen Ursprungs und nicht ihrem Wirkstoff zuzuschreiben: Selbst die härteste Droge vermag es nicht, jemanden dazu zu zwingen, mit anderen nachts am Bahnhof rumzuhängen. Viele Menschen nehmen Heroin, gehen arbeiten und fallen nicht auf.

In Bezug auf Cannabis setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein Verbot einerseits die Droge nicht verbannt und andererseits unverhältnismäßig ist. Doch was für den Wirkstoff THC stimmt, gilt umso mehr für „harte“ Drogen wie Heroin oder Kokain: Der Preis des Verbotes ist viel zu hoch, Prohibition richtet mehr Schaden an als die Drogen selbst. Konsumenten wissen nicht, wie viel Wirkstoff die Substanz enthält, die sie gerade gekauft haben – mehrere Hundert Mal pro Jahr endet das in Deutschland bei Heroin in einer ungewollten tödlichen Überdosis. Der Krieg um und der Kampf gegen die Drogen hat in Mexiko in den letzten zehn Jahren zu mehr als 100.000 Toten geführt. Die Grundlage der kriminellen Banden ist dabei allein das Drogenverbot.

In Deutschland setzten Grüne, FDP und mit Bremens Bürgermeister Carsten Sieling auch ein SPD-Landesvater auf die Freigabe von Cannabis. Vor anderen Drogen macht die Liberalisierung leider noch halt. Jean-Philipp Baeck

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