Wer dabei war, wird benannt

TÄTEr-KARTEI

Wer wissen möchte, wer in der NS-Zeit mitgemacht hat – und was genau –, kann das jetzt im Internet nachsehen. Zumindest für Hamburg: Die dortige Landeszentrale für politische Bildung hat eine Datenbank mit „Dabeigewesenen“ freigeschaltet, die erste ihrer Art in Deutschland. In der Datenbank finden sich 760 Namens- und Ortseinträge, die sich unkompliziert recherchieren lassen: Nutzer können Namen von Personen, Straßen oder Firmen ebenso eingeben wie Berufe oder Schlagworte.

Den häufig verwendeten Begriff „Mitläufer“ findet die Leiterin der Landeszen­trale, Rita Bake, ungeeignet: Er ermögliche es den damals Handelnden, sich aus der Verantwortung zu ziehen. Mit „Dabeigewesene“ zog man den Kreis dagegen bewusst weit: Er umfasst Täter, Denunzianten, Parteimitglieder, Profiteure, Zuschauer und andere Ermöglicher. Gleichsetzen könne man all diese natürlich nicht, so Bake – es gehe aber darum, für die Nuancen von Ausgrenzung zu sensibilisieren.

Zu den nun erfassten Ermöglichern gehören einerseits Prominente wie Fritz Höger: Der Architekt des Chile-Hauses schrieb Hitler anbiedernde Briefe, um an Aufträge zu kommen. Nach Höger ist bis heute eine Hamburger Straße benannt: der Högerdamm. Ebenfalls eine Straße trägt den Namen von Theodor Heynemann, Gynäkologe und Verfechter der „Eugenik“ – der Zwangssterilisation etwa von Behinderten. Zuweilen sind es auch Gebäude, die ein nationalsozialistisches Erbe tragen: Im Pressehaus am Speersort, heute Heimat der Zeit, befand sich einst das Hamburger Tageblatt der NSDAP befand.

Die Bundeszentrale für politische Bildung lobt das Projekt, weil es das historische Lernen vor Ort fördere und zu weiteren Projekten inspirieren könne. Die Landeszentrale plant, die Datenbank auszubauen. Mel