Das Wahlkampftagebuch: Mit Suppe aus Sachsen im Land des Weins
Die Analysen von taz-RedakteurInnen zu den Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.
Alina Leimbach, ist taz-Korrespondentin für Rheinland-Pfalz.
Egal ob der wankelmütigeSigmar Gabriel oder Grüne, die Asylrechtsverschärfungen durchwinken: Eigentlich gibt es zur Zeit üppig Potenzial, warum die Linkspartei erstarken könnte. Doch während im Osten mit Bodo Ramelow der erste tiefrote Ministerpräsident regiert, sieht es im Westen der Republik weiter mau aus.
Nun aber hofft die Linke in Rheinland-Pfalz auf ihre Chance. Anfangs sah es für die Landtagswahl sogar gut aus. Bis Mitte Januar stand die Partei in Umfragen bei fünf Prozent und vor dem erstmaligen Einzug. Mit Jochen Bülow schickt sie einen Spitzenkandidaten ins Rennen, der wie eine deutsche Version von Gianis Varoufakis aussieht, wenn er in Lederkluft auf dem Motorrad vorfährt. Auch das Image als Chaostruppe legt man langsam ab. Dennoch: Die Partei ist wieder abgerutscht, auf maximal vier Prozent.
Dabei mühen sich die Genossen wirklich ab. Für ihre Plakatvereinnahmung von Helmut Kohl und dem Papst kann man Respekt zollen. Und sogar ins ultrakonservative Neustadt an der Weinstraße, wo die Straßen nach Adenauer und Hindenburg benannt sind und die SPD noch nie einen Sieg errang, traut sich die Partei zum Wahlkampf.
In der Fußgängerzone baut sie ihren knallroten Stand auf. Beziehungsweise den des sächsischen Landesverbandes. Von dort holt man sich auch für die Performance Schützenhilfe. Eine Kochshow, bei der geschnippelt, gekocht und dann Suppe ausgeteilt wird an Passanten. „Das hat in Sachsen toll funktioniert“, sagt ein Helfer.
Doch das Zittern um die Weiterexistenz einer von Malu Dreyer geführten, irgendwie linken Regierung lässt viele potenzielle Wähler offenbar doch auf die SPD schwenken. Und während alle Parteien ihre Visionen betonen, setzen die Linken eher auf eine Negativkampagne. Geklagt wird, wie schlecht es Rheinland-Pfalz geht, wie hoch der Stand an Leiharbeit und Armut ist. Richtige und wichtige Themen. Doch das passt momentan wenig ins eher sonnige Gemüt der Rheinland-Pfälzer. Da hilft dann auch kein lässiger Lederjackenauftritt.
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