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MUSIK

MusikThomas Mauchhört auf den Sound der Stadt

Ein wenig Berlinbegeisterung ist mal Pflicht. Weil mit einer Berlinverdrossenheit kommt man wirklich nicht weiter hier, da kann man sich gleich verabschieden von diesen Zeilen, die einen doch unentwegt mit „Berlin“ belästigen. Immer nur „Berlin“.

Berlin ist also die Heimat der Helga Blohm Dynastie, die es nun auch schon seit Ewigkeiten gibt, ohne wirklich aufgefallen zu sein. Das aber ist eben echter Underground, the real thing, und in diesem Schattenreich kultiviert die Band einen Krautgarten, in dem Lofi-Schrabbelfolk, angespitzter Rockabilly, übler Schreirock, gestreichelte Psychedelia, Punk und so ein ambientales Wandergitarrendriften, wie man es zuletzt auf Blumenkinderplattten der Endsechziger gehört hat, bizarrerweise in bester Eintracht gedeihen. Das kann alles sogar auf einem Album zusammenkommen, „Bastard“ heißt das neueste der Dynastie, am Freitag wird es im Schokoladen vorgestellt (Ackerstr. 169, 19 Uhr).

Und weil im Schokoladen die Konzerte zur Erhaltung gutnachbarschaftlicher Beziehung nicht so lang dauern dürfen, schafft man es an dem Freitag noch ins Supamolly zu dem Berlindoppelpack dort: Von Pharoah Chromium, dem sich hinter seiner Alienmaske verbergenden Seltsammusiker, sind für allerlei Rituale passende Klangexzesse zu erwarten, und mit Shambhu & The True Love Hearts hat man einen in Samt eingeschlagenen Noir-Rock, einen dunkelschwülen Blues und einen derart herzenzerfurchenden Soul, der – wirklich wahr – noch nicht mal vor einem Nick Cave in die Knie gehen muss (Jessnerstr. 41, 21.30 Uhr).

Jetzt aber heißt es Berlin, Berlin, Berlin, Berlin, Berlin, gleich fünffach sortiert und musikalisch dabei so unterschiedlich, dass am Samstag bei dem Liederabend „5 Songs für Heiner Müller“ im HAU2, im Rahmen des Heiner-Müller-Festivals, keine Langeweile aufkommen sollte, wenn Gudrun Gut, Khan of Finland, Ofrin, Masha Qrella und The toten Crackhuren im Kofferraum jeweils eine Eigenkomposition zu ausgewählten Textpassagen von Heiner Müller präsentieren (Hallesches Ufer 32, 22 Uhr, Eintritt frei).

Am Mittwoch spielen im Bi Nuu The KVB, und das sind Nicholas Wood und Kat Day, denen man bestimmt nicht zu nahe tritt, wenn man sagt, dass sie wie die Schnittmenge aus Joy Division und Ultravox klingen. Denn genau solche Kajalstift-Achtziger wollen die beiden ja, die es aus ihrem London dann halt auch irgendwann nach Berlin gezogen hat (U-Bhf. Schlesisches Tor, 21 Uhr, 14 €). Auch am Mittwoch, wieder im Schokoladen: schönster Pop, bestgebaute Lieder, mit dem Berliner Duo Lonski & Classen (Ackerstr. 169, 19 Uhr, 6–8 €).

Die Werbepause: Berlin, so wunderbar.

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