Zwei Königskinder können nicht zusammenkommen

Arbeit Die Liebe zwischen Flüchtlingen und Arbeitgebern scheitert aus vielerlei Gründen

Es ist ganz offensichtlich tatsächlich eine große Liebe: die zwischen Geflüchteten und Personal suchenden Arbeitgebern. Der Eindruck war jedenfalls auf der Jobbörse für Flüchtlinge am Montag im Neuköllner Estrel-Hotel zu gewinnen: An die zweihundert potenzielle Arbeitgeber präsentierten sich da, von den A&O-Hostels bis zu Zalando, von Bayer bis zur Bio-Company. Und die arbeitssuchenden Flüchtlinge, die der über Jobcenter und Deutschkurse verteilten Einladung gefolgt waren, kamen zu Tausenden. Ganze Integrationsklassen drängten sich durch die Estrel-Messehalle und warteten teils in langen Schlangen auf die AnsprechpartnerInnen der teilnehmenden Firmen.

Doch ist es mit dieser Liebe offenbar wie mit der zwischen den zwei Königskindern: Da möchten zwei gerne zusammenkommen, aber das Wasser zwischen ihnen ist zu tief. Wobei das trennende Wasser in diesem Fall ganz verschiedener Art sein kann.

Das können etwa Papiere sein, wobei es in dem Fall gleich zwei Problemvarianten gibt. D., der eine Ausbildung als Schlosser absolviert und dann mehrere Jahre in dem Beruf gearbeitet hat, betreffen sie gleich beide. Zum einen hat der 36-jährige Nigerianer keine Papiere, die seine Qualifikation belegen. Dieses erste Handicap hat der dringende Bedarf an Handwerkern überwindbar gemacht – auf der Messe hat D. einen Betrieb gefunden, der ihn dennoch einstellen würde, wenn er seine Fähigkeiten praktisch unter Beweis stellt. Nun das zweite Papier-Problem: die Arbeits­erlaubnis. D. ist nur geduldet. Bekommt er einen Arbeitsvertrag, wird die Ausländerbehörde ihm eine Arbeitserlaubnis ausstellen. Arbeitgeber wollen genau diese aber sehen, bevor sie einen Arbeitsvertrag ausstellen.

Problemfall 2: die Sprache. Sie seien ausgebildete Mechaniker, erzählen drei Männer aus Eritrea. Papiere darüber haben auch sie nicht. Doch sie sind jung: „Wir würden hier auch noch eine Ausbildung machen“, sagt einer. Und die Firmen, die sie nehmen würden, sind da: Fahrstuhlbauer etwa oder Transporteure. Das Problem: die Deutschkenntnisse. Die Anfang-20-Jährigen sind erst seit fünf Monaten in Deutschland und warten noch auf den Abschluss ihres Asylverfahrens. Erst dann kommen sie in die regulären Deutschkurse und können sich die von Arbeitgebern meist erwartete B1-Qualifikation aneignen. Das dauert etwa ein Jahr. Vorher haben die drei keine Chance auf Ausbildungsplätze – sosehr sie auch suchen mögen.

Sie habe „mindestens zehn Personen, die ich gleich nehmen würde“, auf der Jobbörse gesprochen, berichtet die Vertreterin eines großen Security-Unternehmens. Ein Super-Job für Einwanderer: Kenntnisse der Flüchtlingssprachen seien von Vorteil, da viele Mitarbeiter vor Flüchtlingsunterkünften stünden. Und viele der Interessierten seien gut qualifiziert: „Etwa gelernte Krankenpfleger!“, schwärmt die Personalerin. Aber: „Die Deutschkenntnisse!“ Zwar braucht man für die Arbeit im Sicherheitsdienst keine lange Ausbildung. Aber eine IHK-Prüfung, und die ist auf Deutsch. „Schade“, seufzt die Firmenvertreterin. Alke Wierth