portrait
:

Sanjay Dutt, Schauspieler, frisch aus der Haft entlassen Foto: ap

Bollywoods böser Bube

Er wurde wie jeder andere Insasse behandelt“, behauptet der Direktor des Hochsicherheitsgefängnisses Yerwada im westindischen Pune mit Blick auf seinen prominentesten Gefangenen. Wegen guter Führung wurde Sanjay Dutt am Donnerstag einige Monate vorzeitig entlassen. Der 56-jährige Dutt ist einer der schillerndsten Schauspieler Bollywoods. Er spielte schon in über einhundert Filmen mit und wurde mehrfach ausgezeichnet. Seine Spezialität sind Gangsterrollen, was ihm den Namen „Deadly Dutt“ einbrachte.

Doch für den Bad Guy des indischen Kinos wurde der Spitzname 1993 zur Realität. Dutt wurde verhaftet, weil die Polizei bei ihm eine Pistole und ein Sturmgewehr fanden. Die hätte er legal nicht besitzen dürfen. Zuvor hatte es in Indiens Wirtschafts- und Filmmetropole Bombay Terroranschläge mit 257 Toten gegeben. Darauf folgten antimuslimische Pogrome.

Dutt, Sohn eines hinduistischen Filmstars und einer muslimischen Mutter, habe sich bedroht gefühlt und sich deshalb Waffen in der Unterwelt besorgt. Doch sein Waffenhändler stand in Verbindung mit den Attentätern. Deshalb wurde Dutt mit den Anschlägen in Verbindung gebracht und zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.

Es begann ein Reigen aus Gefängnis, Begnadigung und Revision. Dazu gehörten auch eine abgebrochene Kandidatur für das Parlament sowie unter- oder abgebrochene Filmprojekte und großzügige Hafturlaube. Diese brachten den Behörden den Vorwurf der Sonderbehandlung ein. Am Ende blieb eine fünfjährige Haftstrafe, deren letzter Teil am Donnerstagmorgen endete. Dutt hatte die Zeit mit dem Kleben von Papiertüten verbracht sowie mit Moderationen gefängnisinterner Radiosendungen. Letzteres soll er so gut gemacht haben, dass es zur vorzeitigen Entlassung führte. Für seine Arbeit abzüglich seiner Ausgaben bekam er am Entlassungstag Medienberichten zufolge exakt 440 Rupien (5,80 Euro) ausbezahlt.

Nachdem für ihn das Gefängnistor geöffnet wurde, küsste Dutt den Boden und flog nach Bombay. Vor der Presse verwies er darauf, er sei allein wegen ­illegalen Waffenbesitzes verurteilt worden: „Ich bin kein Terrorist“. Sven Hansen