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Eine, die fehlen wird

Unterstützt die Jüngeren: Randy Bülau  Foto: Daniela Ponath

Dem Handball-Bundesligisten Buxtehuder SV steht ein großer Umbruch bevor: Nach Kapitänin Isabell Klein, die in der nächsten Saison zum französischen Verein Nantes Loire Atlantique wechselt, hat auch die Teamälteste Randy Bülau angekündigt, die Mannschaft zu verlassen. Allerdings erst im Sommer 2017. Dann will die Führungsspielerin ihre Handballkarriere beenden. Für das Team sei es eine „massive Erschütterung“, wenn die beiden Führungskräfte weg fielen, sagt Trainer Dirk Leun.

Als Spielmacherin auf der Position Rückraum Mitte ist Bülau Lenker und Denker im Spiel und unterstützt die jüngeren Spielerinnen. „Ich gebe vor, was im Angriff gespielt wird. Meine Stärke ist zu gucken, wo der Gegner schwach ist.“ Gelernt hat sie das vor allem im Handball-Internat des SC-Magdeburg. Dorthin wechselte sie mit 16 Jahren, weil zuhause auf Sylt und dem Festland umzu die Trainingsbedingungen für ihr Ziel nicht optimal genug waren: Das hieß Leistungssport, am liebsten in Dänemark.

Denn da spielte ihr Vorbild Anja Andersen. 2004 setzte sie diesen Plan in die Tat um und unterschrieb einen Vertrag bei SønderjyskE Håndbold. „Ich habe individuell sehr viel gelernt. Es ist ein anderer Handball, den die Dänen spielen, sie sind technisch versierter“, sagt sie. Nach einem Zwischenstopp beim Zweitligisten TSV Nord Harrislee kam Bülau 2008 nach Buxtehude – und blieb.

Insgesamt hat sie schon über 170 Spiele für den Verein gespielt und mehr als 600 Tore geworfen. Der größte Erfolg war der Sieg im DHB-Pokal 2015. In dieser Saison steht das Team bisher nur auf dem siebten Platz. Den Kampf um die Meisterschaft fechten andere aus. Der Verletztenstand beim BSV ist hoch. Auch Bülau musste gerade mit einer Grippe pausieren.

Das Ende ihrer Profikarriere scheint der 34-Jährigen nicht schwer zu fallen. Ebenso ehrgeizig wie ihre Handballkarriere hat sie das Danach geplant: „Wenn ich endgültig aufhöre, werde ich nicht das Gefühl haben, mit meinem Leben nichts mehr anfangen zu können“, sagt sie – „oder etwas verpasst zu haben.“ Schon 2014 hat sich die Sportlerin als Personal Trainerin selbstständig gemacht. „Das ist dann mein Handballersatz“, sagt Bülau. Und auch ihren Job bei der Buxtehuder Sparkasse will sie behalten.

Früher habe sie auch darüber nachgedacht, selbst eine Mannschaft zu trainieren. Jetzt sei es ihr wichtiger, sich ihre Zeit selbst einteilen zu können, um mehr davon mit Freunden und Familie zu verbringen. Das nämlich kam zwischen Job, Trainingseinheiten in der Woche und Spielen am Wochenende zu kurz. „Dann können mein Freund und ich auch über Familienplanung nachdenken. Melina Seiler

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