Resolute Chefin für heikles Vertriebenenthema

Geschichte Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung bestimmt Bavendamm als Direktorin

Museumsmanagerin mit Mut: Gundula Bavendamm Foto: dpa

BERLIN taz/dpa | Nach langer Suche hat die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung wieder eine Leitung. Die Berliner Museumsmanagerin Gundula Bavendamm (50) ist am Montag einstimmig zur neuen Direktorin der Stiftung gewählt worden. Der Stiftungsrat bestimmte die bisherige Chefin des Alliiertenmuseums in Berlin am Montag zur Nachfolgerin von Gründungsdirektor Manfred Kittel.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erklärte als Stiftungsratsvorsitzende, mit der Berufung der „ebenso erfahrenen wie erfolgreichen Museumsmanagerin“ sei ein wichtiger Schritt in die Zukunft der Stiftung gelungen. Aufgabe von Bavendamm ist es vor allem, die schon 2008 beschlossene Dokumentationsstätte zu Vertreibungen im Berliner Deutschlandhaus voranzubringen.

Gründungsdirektor Kittel hatte im Jahr 2014 nach dem Zerwürfnis mit dem wissenschaftlichen Beirat seinen Hut nehmen müssen. Der zum Nachfolger bestimmte Düsseldorfer Historiker Winfried Halder erklärte im Sommer 2015 überraschend, das Amt nicht antreten zu wollen.

Seit 2010 steht Bavendamm an der Spitze des Alliiertenmuseums in Berlin. Mit aktuellen Sonderausstellungen hat sie das leicht verstaubte Haus zu neuem Leben erweckt. Die gebürtige Schleswig-Holsteinerin gilt quer durch die Parteien als fachlich kompetent, durchsetzungsstark und teamfähig.

Sie übernimmt eine heikle Aufgabe. Das von der früheren Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen, der CDU-Abgeordneten Erika Steinbach, schon 1999 geforderte „Zentrum gegen Vertreibungen“ sollte an das Schicksal der bis zu 14 Millionen Deutschen erinnern, die nach dem Krieg ihre Heimat in den deutschen Ostgebieten verlassen mussten. In Polen und Tschechien löste das Vorhaben Empörung aus. 2008 einigte sich die Koalition auf einen Kompromiss. Danach soll eine geplante Dauerausstellung die Vertreibung der Deutschen zwar zum Schwerpunkt machen, aber auch die Vertreibungsschicksale europäischer Völker im 20. Jahrhundert in den Blick nehmen. BD