Brust raus!

PETITION Eine Mutter aus Prenzlauer Berg streitet gegen Stillverbote in Cafés – und trifft einen Nerv

Wir bauen auf eine starke Kundenbindung, heißt es auf der Website der Prenzlauer Berger Kaffeerösterei The Barn. Für eine Gruppe Kunden scheint das in dem Café an der Schönhauser Allee nicht uneingeschränkt zu gelten: stillende Mütter. Nun hat eine von ihnen eine Online­petition gestartet, weil ihr der Wirt das Stillen ihres drei Monate alten Sohnes in seinem Café untersagt haben soll.

„Schutz für stillende Mütter in der Öffentlichkeit“ fordert die Prenzlauerbergerin Johanna Spanke in einem offenen Brief an SPD-Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) – innerhalb von fünf Tagen bekam der Brief auf einer Petitionsplattform rund 5.000 Unterschriften, und auf der Facebookseite der Kampagne wird heftig über den Anblick von nackten Brüsten diskutiert.

Nun sagt der Wirt des Cafés Ralf Rüller, ein Stillverbot habe er nie ausgesprochen. Er habe die Mutter lediglich aufgefordert, im hinteren Teil des Cafés zu stillen – statt im Fenster, wie Spanke es vorgehabt habe. „Die Kundin“ habe sich dann aber entschieden zu gehen – und da während des „kurzen Austauschs“ gerade Hochbetrieb geherrscht habe, sei keine Zeit gewesen, das „auszudiskutieren“.

Spanke fordert nun eine gesetzliche Regelung, die stillende Mütter schützt. Die habe man ja bereits mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz, sagt dazu auf Nachfrage ein Sprecher von Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). Ein pauschales Stillverbot sei deshalb schon jetzt nicht rechtens. „Das wäre dann auch vom Hausrecht des Wirts nicht gedeckt.“

Eines hat Spanke wohl geschafft – der Debatte um die Prenzlauer Berger Latte-macchiato-Mutter ein weiteres Kapitel anzufügen: „Dabei will ich mich dagegen wehren: Wir haben einfach bloß Kinder und wollen auch mal raus und Kaffee trinken.“ Anna Klöpper