Der Traumschöpfer

NACHRUF Wolfgang Rademann, TV-Erfinder von „Schwarzwaldklinik“ und „Traumschiff“, ist im Alter von 81 Jahren gestorben

Wolfgang Rademann Foto: dpa

Unter Fernsehproduzent*innen gilt er als der Größte unter allen. Jedenfalls unter solchen, die ehrgeizig genug sind, mit ihren Produktion Millionen Zuschauer zu gewinnen. Wolfgang Rademann hat dies geschafft: Der gelernte Schriftsetzer, geboren 1934 in Neuenhagen bei Berlin, war Kind in einer armen Familie – und setzte alles daran, aus seinem Leben etwas zu machen, was ihn aus Elend und Not herausführen würde. Rademanns Horizont war farbensatt, er wollte schöne Träume ermöglichen und hielt gar nichts vom Reden darüber, dass die Welt schlecht und verderbt ist.

Er erfand den Showmann Peter Alexander im ZDF, er vermarktete Caterina Valente, arbeitete als Presseattaché für ­Pierre Brice („Winnetou“), setzte Anneliese Rothenberger ins rechte Fernsehlicht und schuf in den achtziger Jahren die von allen aufrechten kritischen Geistern gehasste Serie „Schwarzwaldklinik“. Dort war die Welt noch in Ordnung, ein Arzt war noch ein Halbgott, die Krankenschwester betete diesen an– und andere auch schon damals alte Welten stimmten auch noch. ­Rademann produzierte nicht über den Stoff, wie die Welt ist, sondern wie sie sein sollte. Bilderdrogen zum Dösen mit größtmöglicher Abwesenheit des Bösen.

Rademann, als Kollege und, so heißt es, Chef ein Mann von größter Zuvorkommenheit, kumpelig und jovial in jeder Hinsicht, seit ewigen Zeiten mit Ruth Maria Kubitschek („Melissa“, „Kir Royal“) liiert, krönte sein Œuvre schließlich 1981 mit der Serie „Das Traumschiff“. Eine Kreuzfahrtserie mit jeweils aktuellen Stars des deutschen Fernsehens, gedreht an schönsten Orten, freilich nicht dort, wo Krieg geführt wird. Das, so fand Rademann, sei den Zuschauern nicht vermittelbar. Es muss für einige Zeit auf dem Bildschirm nichts als Illusion und Schönfühlen möglich sein.

Er war der verkörperte Anti-Underground, ein Mann, der von Krittelei nichts hielt und von schlechter Laune am wenigsten. Wolfgang Rademann, noch zu Lebzeiten mit allen Orden und Trophäen ausgezeichnet, ist gestern im Alter von 81 Jahren gestorben. Jan Feddersen