Pannengeschichten auf 500 Seiten

Fluchhafen Der Landesrechungshof Brandenburg hat die Umstände der gescheiterten BER-Eröffnung 2012 untersucht und einen lange geheim eingestuften Bericht verfasst. Die taz erklärt die wichtigsten Zahlen

Foto: Manfred Krause

7

Monate

So lange hat es gedauert, bis der als Mitteilung an das Brandenburgische Finanzministerium bezeichnete Bericht des Landesrechnungshofs am Mittwoch öffentlich wurde. Ebenso lang ist der Aufschub für den Eröffnungstermin, den der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft 2010 beschloss: vom 30. Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012. Wie aus dem Bericht hervorgeht, hätten wegen neuer Probleme "spätestens Ende 2011 erhebliche Zweifel" an dem Termin aufkommen müssen. Doch die Geschäftsführung versicherte noch im April 2012, alles laufe nach Plan. (bis)

2

Stunden

Was ist eigentlich die "Gesellschafterversammlung" beim BER? Nun, sie ist quasi die oberste Bauherrin: Berlin, Brandenburg und der Bund sitzen als Eigentümer darin. Ein wichtiges Gremium, eigentlich. Aber vom Aufsichtsrat – in dem ja auch Vertreter der drei Körperschaften sitzen – ist es nicht scharf genug getrennt, kritisiert der Rechnungshof. Und es nimmt sich selbst nicht ernst: Zwischen Juni 2010 und Februar 2013 gab es zehn Sitzungen, sie dauerten zwei Stunden. Nicht jeweils – insgesamt. Die kürzeste war nach zwei Minuten zu Ende. (clp)

0

Ahnung

Seit Mai 2012 stand der vor allem mit Politikern besetzte Aufsichtsrat unter Leitung von Klaus Wowereit im Mittelpunkt der Kritik: Das Gremium käme seiner Kontrollpflicht nicht nach. Auch der Bericht bezweifelt, dass der Aufsichtsrat "die gebotene Sorgfalt anwendete". Und weiter: "Spätestens Anfang 2013 hätten Aufsichtsrat und Gesellschafter erkennen können, dass der Aufsichtsrat sich bei der Überwachung des hochkomplexen Großbauvorhabens BER durch externes und unabhängiges Know-How unterstützen lassen sollte." (bis)

56,2

Prozent

Alle wissen: Der BER-Start scheiterte 2012 an der zickigen Brandschutzanlage. Wirklich? Der Landesrechungshof weiß mehr: Nur 56,2 Prozent des Airports seien am 8. Mai 2012 „operativ betriebsfähig“ gewesen, zitieren sie einen Abschlussbericht zum damaligen Probebetrieb. Daraus hätten „sich – auch mit funktionsfähigen Brandschutzanlagen – sehr hohe Risiken für eine erfolgreiche Inbetriebnahme ergeben“. Nicht oder nicht richtig funktionierten Ticketschalter, Gepäckaufgabe, Leitstellen, Gates, Warnsysteme, Info-Displays, Aufzüge, Parkhäuser … (clp)