: THEATER
TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Borgen“, das ist eine Art „House of Cards“ auf Dänisch: genauer, eine dänische Fernsehserie, die sich mit den Machtspielen von Politiker*innen und ihren Seilschaften befasst. Das Wort „Borgen“ ist die umgangssprachliche Abwandlung von Schloss „Christiansborg“ in Kopenhagen, wo nicht nur das Parlament, sondern auch der Oberste Gerichtshof sowie der Regierungschef seinen Sitz hat. Im „Borgen“ also sitzen Kanzleramt, Parlament und Verfassungsgericht – nur, ums mal auf deutsche Begrifflichkeit zu bringen. Das die höchsten Vertreter der drei Staatsgewalten in einem einzigen Gebäude untergebracht sind, gibt es weltweit nur ein einziges Mal. In „Borgen“ geht es aber auch um den Einfluss der vierten Gewalt, nämlich der Medien, auf die Politik – wie beide sich gegenseitig immer wieder zu manipulieren versuchen. In der Schaubühne hat nun Nicolas Stemann diesen Stoff für das Theater adaptiert. Anhand der Geschichte der fiktiven Politikerin Birgitte Nyborg, (die Ministerpräsidentin wird), werden die Perspektive aufgefächert, aus denen sich das Innen-und Außenbild dieser Frau zusammensetzt. Es soll beobachtet werden, wie Wahrheit entsteht, und gefragt, wie sich aus vielen Wahrheiten ein öffentliches Bild zusammensetzt: Lauter Fragen, die gerade in Zeiten des „Lügenpresse!“-Gebrülls existenziell für den gesellschaftlichen Frieden geworden sind. (Schaubühne: „Borgen“, Premiere 14. 2., 19.30 Uhr)
Ja, und die Fragen der Differenzen von Innen- und Außenbild, der guten Seele, die das kapitalistische Außen korrumpiert, hat 1940 in seinem Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ schon Bertolt Brecht durchgespielt. Doch wenn das Theater Ramba Zamba ein Stück mit dem Titel „Der gute Mensch von Downtown“ ankündigt, sollte man nicht nur mit Brecht rechnen. Dafür mit Fragen, die unter anderem Menschen betreffen, die mit dem Downsyndrom geboren wurden. Denn im Theater Ramba Zamba stehen Schauspieler mit und ohne Behinderung gleichberechtigt auf der Bühne. Und so hat nun Shen Te, die Hauptfigur aus Brechts Parabel, das Downsyndrom. Zusätzlich zu Brechts Thema, ob es möglich ist, in erdrückenden Verhältnissen ein „guter Mensch“ zu sein, hat sich das Stück vorgenommen, nach der Gültigkeit unserer Beurteilungskriterien zu fragen. Es inszeniert Gisela Höhne, langjährige künstlerische Leiterin des Theaters Ramba Zamba, das sie in die Wahrnehmungssphären des Großfeuilletons schoss (Wie man hört, ist es ihre Abschiedsinszenierung). Auf der Bühne mit von der Partie: Schauspielerin Eva Mattes (Theater Ramba Zamba: Der gute Mensch von Downtown“, Premiere 12. 2., 19 Uhr).
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen