Volksfahrräderkommando zurückgepfiffen

AUTONOME Streit über Bekennerschreiben und politischen Sinn nach Randalen am Wochenende

Einen Keil zwischen die Berliner SPD und linke DemokratInnen wolle die autonome Szene treiben, mutmaßte am Montag die Berliner Morgenpost. Schließlich erwecke sie mit einem Bekennerschreiben zu den Ausschreitungen vom Wochenende in Tiergarten und Neukölln den Eindruck, die Täter stammten aus den Reihen der Berliner Sozialdemokraten: Ein „Volksfahrräderkommando Ebert und Noske“ hatte sich mit einem Schreiben auf der linken Internetplattform Indymedia dazu bekannt, am Freitagabend die Flottwellstraße in Mitte besucht „und dort Luxuskarren entglast und warm verschrottet“ zu haben. Eigentlich sei noch eine weitere Aktion geplant gewesen, heißt es weiter in dem Schreiben, allerdings hätten „die Genoss_innen alle einen Platten“ gehabt und seien deswegen „lieber in die nächste Kneipe gegangen“.

20 bis 40 vermummte Personen sollen in der Nacht zu Samstag an der Flottwellstraße randaliert haben, dabei wurden vier Autos angezündet. In der Nacht zum Sonntag wurden dann rund um die Neuköllner Weserstraße Autos beschädigt und ein Streifenwagen mit Gegenständen beworfen. Ein Zusammenhang mit der Demonstration für den Erhalt linker Freiräume liegt nahe, diese selbst war am Samstag friedlich geblieben.

Am Montag dann der Todesstoß für die These aus der Morgenpost: Ein zweites Bekennerschreiben taucht auf, deutlich humorloser im Ton und wohl schon deswegen vermutlich echter. Mit der Aktion habe man Bezug auf die „Wohnraumverknappung für einkommensschwache Schichten“ nehmen wollen und die „Eigentumsblase“ der BewohnerInnen von Luxuslofts „ansatzweise zerstört“. Das erste Bekennerschreiben sei gefälscht und diene eindeutig der „Counterinsurgency“, also der Aufstandsbekämpfung.

Konkurrierende Bekennerschreiben, Innensenator Frank Henkel (CDU) spricht am Sonntag von „Straßenterror“: so weit, so karnevalesk. Die Randale vom Wochenende selbst, bei der insgesamt 48 Autos beschädigt wurden, wird allerdings auch auf Indymedia kontrovers diskutiert: „Dämlich und konterrevolutionär“ seien die Aktionen, heißt es dort, weil man damit nicht die tatsächlichen Verursacher von Aufwertung und Verdrängung treffen, sondern stattdessen Sympathien in der Bevölkerung verspiele. Außerdem würde die Repression gegen die linke Szene durch solche Aktionen erst recht steigen. Malene Gürgen