Kaum Zweifel am Wahlsieg

Portugal Ein aufgeschlossener Konservativer dürfte Präsident werden

MADRID taz | Die Portugiesen sind erneut an die Urnen gerufen. Nach den Parlamentswahlen im vergangenen Oktober geht es am Sonntag um das Amt des Staatspräsidenten. 10 Kandidaten, darunter zwei Frauen, bewerben sich um das wichtige Amt.

Portugals politisches System ist eine Mischung aus einem parlamentarischen Modell und einem Präsidialsystem wie in Frankreich. Die Politik bestimmt der Regierungschef, doch der Staatspräsident kann ein Veto gegen Gesetze einlegen, das Parlament auflösen und Neuwahlen ansetzen.

Die besten Aussichten den seit 10 Jahren amtierenden Aníbal Cavaco Silva zu beerben, hat der 67-jährige Marcelo Rebelo de Sousa. Er liegt bei allen Umfragen über 50 Prozent. Dies würde dem Kandidaten, der im Fernsehen als politischer Kommentator arbeitete, einen zweiten Wahlgang ersparen. De Sousa tritt als unabhängiger Kandidat an, genießt jedoch die Unterstützung der konservativen Parteien PSD und CDS. Der Jurist, der von seinen Landsleuten „der Professor“ genannt wird, verspricht Dialogbereitschaft. So will er den Antisparhaushalt der aktuellen Linksregierung unterstützen. „Es war einfach nicht mehr möglich, den Menschen noch mehr Opfer abzufordern“, erklärt er.

Aus dem sozialistischen Lager treten zwei Kandidaten an. Zum einen die ehemalige Chefin der Sozialistischen Partei (PS) Maria de Belém (66) und zum anderen der ehemalige Rektor der Universität in Lissabon, der Unabhängige António Sampaio da Nóvoa (62). Die beiden kommen laut Umfragen jeweils auf 14 bis 16 Prozent. Die PS unterstützt jedoch keinen der beiden offiziell. Am Wahlsieg von Rebelo de Sousa gibt es deshalb kaum Zweifel. Reiner Wandler