Neue Baustellen, neuer
Nerv für Bahnfahrer

Verkehr Die Sanierung kostet Milliarden – und bringt vielerorts längere Fahrzeiten mit sich

In diesem Jahr werden 3.200 Kilometer Schienen erneuert

BERLIN taz | Es wird mal wieder ein Geduldsprobe für viele Bahnreisende: Die Deutsche Bahn setzt ihr Sanierungsprogramm für das an vielen Stellen marode Schienennetz auch in diesem Jahr fort. Fahrgäste müssen sich auf vielen Strecken auf längere Fahrzeiten gefasst machen. Insgesamt 5,5 Milliarden Euro will das Unternehmen 2016 für die Instandhaltung von Trassen ausgeben. Das Geld kommt zum größten Teil vom Bund, der für das Netz verantwortlich ist. Das Programm umfasst bis zum Jahr 2019 ein Gesamtvolumen von 28 Milliarden Euro.

Die Bahn räumt einen noch immer erheblichen Sanierungsbedarf ein. Der Nachholbedarf wächst laut dem zuständigen Netz-Vorstand Roland Bosch inzwischen nicht mehr so schnell an wie in den vergangenen Jahren. „Unser Ziel ist es, die Verfügbarkeit deutlich zu erhöhen“, sagt Bosch am Montag in Berlin. Dafür werden in diesem Jahr 3.200 Kilometer Schienen, 2.000 Weichen und 150 Brücken erneuert oder instandgesetzt. Im gesamten Bundesgebiet wird es 850 Bauprojekte geben, die sich vornehmlich auf acht Trassen verteilen.

Auf der ICE-Strecke Hamburg–Hannover–Göttingen werden so zum Beispiel von Mai bis September Weichen und Gleise erneuert. Ab Mitte Juli werden dabei täglich etwa 100 Fernzüge umgeleitet, was zu einer 40 Minuten längeren Fahrzeit führt. Der Abschnitt Frankfurt–Mannheim wird von Juli bis August nur eingleisig befahrbar sein. Auch hier wird ein Teil des Verkehrs umgeleitet. Bereits seit Mitte Januar wird zwischen Saalfeld und Nürnberg als Teil der Neubaustrecke Erfurt–Nürnberg gebaut. Die Trasse bleibt 34 Wochen gesperrt, Bahnfahrer müssen Umwege in Kauf nehmen.

Durch eine bessere Koordination der einzelnen Projekte sollen die Kapazitätsengpässe bei größerer Bauleistung reduziert werden. Im Sommer will die Bahn zudem ein neues Onlineportal eröffnen, auf dem sich Reisende über Störungen im Zugverkehr und Ausweichmöglichkeiten informieren können – in Echtzeit. „Man sieht sofort: Wo gibt es Störungen und wie kann ich mich darauf einstellen“, verspricht Vertriebsvorstand Thomas Schaffer.

Ein Problem beim Bahnbau hat das Unternehmen offenbar in den Griff bekommen. „2015 wurden die Mittel bis zum letzten Euro verbaut“, sagt Bosch. In vielen Jahren zuvor schaffte die Bahn es nicht, die bereitgestellten öffentlichen Gelder für den Schienenverkehr fristgerecht auszugeben. Auch die Kosten bewegen sich Bosch zufolge im geplanten Rahmen. Zwar sei ein Anstieg der Kosten für reine Bauleistungen zu beobachten. Doch dies werde durch geringe Aufwendungen bei anderen Projekten wie der Digitalisierung der Stellwerke wieder ausgeglichen. Wolfgang Mulke