Gebremstes Gedenken

Euthanasie-Mahnmal

Das aus drei schwarzen Stelen bestehende Mahnmal hat eine kleine Gruppe hart erkämpft – gegen den Unwillen der Behörden: Am Mittwoch, den 27. Januar, dem Tag an dem die Rote Armee vor 71 Jahren das Vernichtungslager Auschwitz befreite, wurde es auf dem Gelände der heutigen Ameos-Klinik in Neustadt bei Holstein eingeweiht.

Dass auf den jeweils drei Meter hohen Tafeln nun 931 Namen der Opfer des Euthanasie-Programms der Nationalsozialisten stehen, hätte das Landesarchiv Schleswig lieber verhindert. Zwischen 1940 und 1944 wurden aus der damaligen Landesheilanstalt über 1.000 Menschen nach Bernburg und Brandenburg deportiert. Die meisten wurden ermordet, bislang blieben sie anonym.

Doch der Arbeitskreis Cap Arcona, die Gedenk-Initiative, die sich für das Mahnmal eingesetzt hat, wollte es nicht darauf beruhen lassen und den namenlos Ermordeten ihre Namen zurückgeben. Sie stellte einen Antrag auf Akteneinsicht beim Landesarchiv. Doch das lehnte im März 2014 ab. Heute begründet das schleswig-holsteinische Kulturministerium die Verschlossenheit des Landesarchivs mit einem „Spannungsverhältnis zwischen dem wissenschaftlichen Interesse und der gesellschaftlichen Verpflichtung zur Erinnerung einerseits und dem Schutzbedürfnis Dritter andererseits“, in dem sich die Aktenauswertung aus der NS-Zeit bewege. Für die Angehörigen von Patienten müsste ein „Drittinteresse am Nichtwissen“ gewahrt bleiben, sagt Ministeriumssprecher Oliver Breuer.

Eine Haltung, die der Praxis des Bundesarchivs widerspricht. Um dennoch an die Namen der Opfer zu kommen, leitete der Arbeitskreis rechtliche Schritte ein. Ein Schiedsausschuss gab ihm Recht. LKA