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Es ist zu bezweifeln, dass die Klimakonferenz das Abholzen ganzer Wälder zur Stromproduktion als "Nachhaltig" ansieht. Vermutlich ist eher Biogas aus Abfällen gemeint. Mittlerweile gibt es aus Fachkreisen erhebliche Bedenken, dass Holzverbrennung im großen Stil (Bäume statt Kohle) klimaneutral sei. Immerhin werden beim derzeitigen Stand pro Jahr schon ca. 80 Millionen Tonnen Pellets verheizt. Rechnet man den Energieaufwand für die Trocknung und die Tatsache, dass Bäume zu 60% aus Wasser bestehen hinzu, dann kommt man auf eine Holzmenge von über 200 Millionen Tonnen pro Jahr. Selbst ohne weitere Steigerung würde das nicht lange gut gehen. Das sind eben GRÜNE Irrwege. Nichts gegen Holzpellets aus Sägeabfällen und sonstigen Resthölzern. Da haben wir aber schon gute solide Unternehmen. Wenn man das rasante Wachstum der Fa. German Pellets etwas genauer unter die Lupe nimmt, dann war mit wenig finanzmathematischen Kenntnissen dieser Zusammenbruch vorherzusehen. Ein Wachstum auf Pump mit Risiken an allen Flanken. Einem abgehobenen Geschäftsführer der mit wenig Skrupel agierte und an nahezu allen Standorten Ärger mit Geschäftspartnern und Anwohnern provozierte; in großen Teilen marode Firmen aufkaufte und keine vernünftigen Konzepte aufstellte, will wohl niemand mehr vertrauen. Da helfen ihm auch seine bisherigen krampfhaften Bemühungen im politischen Netzwerk Einfluss zu finden nicht mehr weiter. German Pellets wäre nun das zweite Projekt das Herr Leibold voll an die Wand fährt. Kurz bevor sein Schwager F.Klausner als einer der Welt größten Holzsäger in Insolvenz ging, hat er das Schiff verlassen, sonst wären es gar drei. Es ist anzunehmen, dass ein Teil des Geldes von leichtgläubigen Privatanlegern rechtzeitig "abgezwackt" wurde. Leider sind solche Geschäftsgebaren in unserer kranken Finanzwelt nicht die Ausnahme sondern der Regelfall.
Offiziell reisen Superreiche oft „geschäftlich“ im Privatjet. Eine Greenpeace-Studie zweifelt das an – und weist auf die hohen CO2-Emissionen hin.
Kommentar Probleme bei German Pellets: Grün ist nicht immer Gold
Hohe Renditen plus gutes Öko-Gewissen? Bei Prokon ging das schief, bei German Pellets tut es das vielleicht auch. Aber es gibt Unterschiede.
Als noch alles prima lief: Werksleiter Ralf Böttcher prüft 2011 bei German Pellets in Wismar die Qualität des Heizmaterials. Foto: dpa
Und dann muss die Klimakonferenz in Paris herhalten: Fossile Brennstoffe würden wegen ihrer „Nachhaltigkeit“ in der Stromproduktion künftig stärker durch Biomasse ersetzt werden, versucht German Pellets Anleger zu beruhigen. Das mag ja stimmen. Langfristig. Vermutlich.
Derzeit klaffen Prognose und Fakten aber krass auseinander. Dem Holzverarbeiter aus Wismar mit seinen 600 Mitarbeitern und 15 Standorten in Deutschland, Österreich, Belgien und den USA geht es nicht gut. Trotz Paris. Trotz Nachhaltigkeit.
Die Firma, die verfeuerbare Holzschnipsel herstellt, steckt in Kalamitäten. Die Investoren sollen auf einer Gläubigerversammlung darüber abstimmen, dass eine Anleihe später und mit weniger Zinsen zurückgezahlt wird. Viele private Kleinanleger dürften betroffen sein. Insgesamt sind bei German Pellets möglicherweise über 200 Millionen Euro im Feuer.
Nein, es handelt sich nicht um Prokon II. Es geht – nach allem, was bekannt ist – nicht um ein zwielichtiges Geschäftsmodell. Allerdings: Genau wie bei der insolventen Windkraftfirma wurden auch bei German Pellets Anleger mit ultrahohen Renditen plus gutem Öko-Gewissen gelockt. 8 Prozent „grüne Rendite“ verspricht German Pellets auf seine Genussrechte – und den ganzen Öko-Schmu von der Anlage „in einen nachhaltigen und nachwachsenden sowie umwelt- und klimafreundlichen Brennstoff“.
Kann das klappen? Ja: Es gibt nachhaltige Geschäftsmodelle, die prima funktionieren. Aber: Auch wer sein Geld in vermeintlich solide „Mittelstandsanleihen“ wie die von German Pelllets steckt, muss wissen: Kann auch schiefgehen. Grün ist nicht automatisch eine Goldgrube. Und stets kann das völlig Unvorhersehbare geschehen. In diesem Fall wohl ein irrer Mix aus Rohstoff- und Weltpolitik. Stichworte: Fracking, Russland, die Saudis. Wer hätte gedacht, dass der Ölpreis binnen 18 Monaten um 75 Prozent abstürzt – und das Verfeuern von Pellets nicht mehr so rentabel ist wie einst?
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Kommentar von
Kai Schöneberg
Ressortleiter Wirtschaft und Umwelt
Hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz als Leiter des Ressorts Wirtschaft + Umwelt, seit August 2024 im Sabbatical.
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