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423 Personen seit Beginn der Proteste festgenommen

TUNESIEN Die Regierung verhängt eine nächtliche Ausgangssperre für eine unbestimmte Zeit

Präsident Essebsi warnt vor den ­Dschihadisten des IS

TUNISap| Nach tagelangen Unruhen haben in Tunesien auch am Samstag junge Leute gegen die Regierung und die schlechte Wirtschaftslage demonstriert. Arbeitslose versammelten sich vor einem Regierungsgebäude in der Stadt Kasserine und ­verlangten mehr Jobs. Die Lage im Land sei aber unter Kontrolle, erklärte die Regierung, die am Freitag für unbestimmte Zeit eine nächtliche Ausgangssperre verhängt hatte. Seit Beginn der Unruhen wurden nach An­gaben des Innenministeriums 423 Menschen festgenommen.

Ministerpräsident Habib Essid sagte nach einer Krisensitzung, die Regierung werde Kurs halten – trotz vieler Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Sicherheit, der Wirtschaft und in der Gesellschaft. „Der demokratische Prozess in Tunesien ist eine unumkehrbare Entscheidung, trotz der Versuche einiger, sie in Zweifel zu ziehen“, sagte er.

Tunesien war vor fünf Jahren Ausgangspunkt des Arabischen Frühlings und hat als einziges Land den Übergang zur Demokratie geschafft. Doch liegt die Wirtschaft darnieder, die Arbeitslosigkeit beträgt offiziell 15 Prozent, unter jungen Leuten sogar 30 Prozent.

Am Freitag hatte sich Präsident Béji Caïd Essebsi abends im Fernsehen an die Bürger gewandt. Dabei warnte er vor einem Einsickern von Kämpfern des „Islamischen Staates“ aus dem benachbarten Libyen. Die Dschihadisten könnten die Unruhen in Tunesien ausnutzen. Gleichzeitig versprach er ein Regierungsprogramm zur Senkung der Arbeitslosigkeit.

Die kleine Schar Demonstranten in Kasserine bekräftigte am Samstag die Forderung nach Beschäftigung. „Wir verlangen Arbeit“, sagte der arbeitslose Hochschulabsolvent Maher Nasri. „Wir zerstören nichts. Wir brennen nichts nieder. Wir stiften kein Chaos, sondern wir verlangen einfach Jobs.“ Die Protestierenden forderten die Regierung auf, mehr zu tun. „Wir wollen Lösungen, die auch umgesetzt werden können“, sagte Teilnehmer Ahlam Gharsalli. „Wir brauchen dringend Lösungen, weil wir es satt haben zu warten.“

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